Einfach einziehen ins neue Traumhaus ohne viel mit dem Bau zu tun zu haben? Ein schlüsselfertiges Haus verspricht das. Doch beim Hausbau ist schlüsselfertig als Begriff nicht rechtlich geschützt. Was die Bezeichnung üblicherweise bedeutet und wie viel Arbeit Bauherren noch haben, auch wenn Sie schlüsselfertig bauen, erfahren Sie hier. Vor allem verrät Ihnen unser Experte Matthias Dittmann aber auch, welche 4 Gründe dennoch dafür sprechen, schlüsselfertig zu bauen.
- Hausbau-Kosten pro qm schlüsselfertig belaufen sich auf 2.400 Euro als Mittelwert ohne Grundstück, Baunebenkosten und Fundament
- Ein schlüsselfertiges Haus bedeutet planbare Festpreise und professionelle Ausführung
- Schlüsselfertig heißt nicht unbedingt bezugsfertig, nur die vereinbarte Leistungsbeschreibung zählt
Bezugsfertiges oder schlüsselfertiges Haus?
Wer ein schlüsselfertiges Haus beauftragt hat, könnte auf die Idee kommen, den Schlüssel für sein neues Heim in die Hände gedrückt zu bekommen, einziehen zu können und den ausgemachten Festpreis zu bezahlen. In manchen Fällen kann dies auch genauso sein. Aber eben nicht immer. Bauherren können sich nicht darauf verlassen, sich beim schlüsselfertigen Hausbau um nichts zu kümmern oder abgesehen von der Rechnung der Baufirma keine weiteren Rechnungen bezahlen zu müssen – unabhängig davon, ob es sich um ein schlüsselfertiges Fertighaus oder ein Massivhaus handelt.
Statt dem Begriff schlüsselfertiges Haus ist dann nämlich das eigentliche Fachwort „bezugsfertig“. Wer ein Haus bezugsfertig bauen lässt, kann direkt einziehen. Schlüsselfertig zu bauen meint im Alltagsgebrauch zwar das gleiche. Doch weil der Begriff nicht geschützt ist, sind tendenziell auch andere Bedeutungen möglich. Umso wichtiger ist es für Bauherren, sich die Leistungsbeschreibung genau anzusehen. Im schlüsselfertigen Preis inbegriffen sind nur die Leistungen, die dort aufgeführt sind. Um alles andere müssen sich die Bauherren selbst kümmern - oder möglicherweise extra bezahlen.
Haus bauen schlüsselfertig: Die Rolle des Bauherren
Ein Bauherr, der aber so gar nichts mit dem Hausbau bei schlüsselfertiger Ausbaustufe zu tun haben will, sollte möglicherweise kein Bauherr sein. Denn selbst wer schlüssel- oder bezugsfertig baut, muss sich zumindest an der Hausplanung beteiligen, was viel Aufmerksamkeit und Zeit beansprucht. Auch während der Bauphase ist es sinnvoll, mit der Baufirma in Kontakt zu bleiben und hin und wieder die Baustelle zu besuchen. Das gilt nicht nur für Häuser in Massivbauweise, sondern auch für ein schlüsselfertiges Fertighaus. Zwar kann der Laie in vielen Fällen nicht erkennen, ob gerade wirklich alles richtig läuft, manchmal aber eben schon. Darüber hinaus kann es, auch wenn Sie schlüsselfertig bauen, sinnvoll sein, einen externen Bausachverständigen als Baubegleiter zu engagieren, der die Baustelle und den Baufortschritt in regelmäßigen Abständen kontrolliert und bei Mängeln sofort eingreifen kann.
Anders läuft so ein Bau lediglich dann, wenn die Baufirma als Bauträger auf eigene Verantwortung baut. Dann baut man aber genau genommen kein Haus, sondern kauft ein neugebautes schlüsselfertiges Haus. Zwar kann man bei der Planung möglicherweise mitreden – zumindest, wenn zum Zeitpunkt des Kaufs die Planung noch nicht komplett abgeschlossen ist. Verantwortlich für den Bau ist der Bauträger aber selbst und ist somit auch Bauherr. Ohne Einladung und in Begleitung des Bauherrn hat der Käufer auch nichts auf der Baustelle eines schlüsselfertigen Hauses verloren.
Fixpreis: Was kostet ein schlüsselfertiges Haus?
All die Arbeiten, die rund um einen Hausbau anstehen, kann ein Laie kaum durchschauen. So ähnlich ist das auch bei den Baukosten: Es gibt zu viele Details und zu viel zu beachten. Da wäre es doch gut, einen Fixpreis zu haben, den man frühzeitig festlegt. Anschließend kann man sich um die Finanzierung kümmern und die Sache ist erledigt. Tatsächlich ist es auch so, dass Baufirmen die Leistung, die sie erbringen, recht gut einschätzen können und dafür auch Festpreise und damit gut kalkulierbare Kosten beim schlüsselfertigen Haus anbieten.
Doch nicht alle Leistungen auf der Baustelle werden vom Bauunternehmen beim Hausbau mit schlüsselfertiger Übergabe erbracht oder über dieses abgerechnet. Dazu gehören beispielsweise:
- die Einrichtung und Abrechnung von Baustrom,
- die Vermessung des Grundstücks,
- der Anschluss an die Versorgungsleitungen.
Diese und viele andere Dinge werden üblicherweise von der Gemeinde oder einem Versorgungsunternehmen als zusätzliche Kosten beim schlüsselfertigen Haus in Rechnung gestellt. Zu den Sonderkosten kann außerdem folgendes zählen:
- Bau der Bodenplatte oder des Kellers
- die Entsorgung des Erdaushubs
- Garage oder Carport
- Außenanlagen wie Garten, Wege, Außentreppen
Bei diesen Leistungen geht es gar nicht unbedingt darum, einen günstigen Massiv- oder Fertighaus-Preis in schlüsselfertiger Ausbaustufe vorzutäuschen. Sondern oftmals bietet die Baufirma bestimmte Leistungen gar nicht an.
Deswegen einmal mehr der Rat, sich die Leistungsbeschreibung Ihres schlüsselfertigen Hauses genau anzusehen und den Baupartner zu fragen, welche Leistungen und Rechnungspositionen denn voraussichtlich gesondert bezahlt werden müssen. Oft hat die Baufirma auch Erfahrungswerte und kann einschätzen, wie hoch diese zusätzlichen Hausbau-Kosten für Ihr schlüsselfertiges Eigenheim sein werden. So oder so sollten Bauherren einen gewissen Puffer einplanen. Dafür eignet sich am besten Eigenkapital.
Massiv- oder Fertighaus schlüsselfertig?
Die Bauweise hat zunächst einmal nichts damit zu tun, in welcher Form ein Objekt übergeben wird, es kommt, wie gesagt, allein auf die Leistungsbeschreibung an. So gibt es nicht nur das klassische Fertighaus schlüsselfertig, auch ein Massivhaus kann schlüsselfertig gebaut werden, genau wie ein Blockhaus oder ein anderes Holzhaus schlüsselfertig planbar ist. Unterschiede beim schlüsselfertigen Hausbau liegen dann eher im jeweiligen Angebotsumfang beziehungsweise in der Absprache mit dem Baupartner.
Ob ein Haus schlüsselfertig gebaut wird oder nicht, sagt darüber hinaus auch nichts über die Architektur aus. Ein schlüsselfertiger Bungalow ist genauso möglich wie eine schlüsselfertige Stadtvilla. Allerdings spricht man in erster Linie beim Einfamilien- oder Doppelhaus von schlüsselfertig. Reihenhäuser und Wohneinheiten von Mehrfamilienhäusern werden üblicherweise eher bezugsfertig verkauft – auch wenn damit im Endeffekt das gleiche gemeint ist.
Hausbau schlüsselfertig: Bauzeit
"Schlüsselfertig zu bauen ist üblicherweise die schnellste Art, ein Haus zu errichten. Ganz einfach deswegen, weil ausschließlich Profis beteiligt sind und die Arbeiten zentral organisiert und abgestimmt werden. Wer allerdings Handwerker kennt oder einzelne Arbeiten selbst gut ausführen kann, kann vor allem dann Zeit sparen, wenn die Handwerkerunternehmen vor Ort ausgebucht sind.
Ansonsten dauert der Bau eines Hauses vom Beginn der Planung bis zur Fertigstellung ungefähr ein bis zwei Jahre, abhängig davon, wie lange sich die Bauherren Zeit für die Planung lassen. Nach Abschluss der Planung und dem Zeitpunkt der Vertragsunterzeichnung bis zum bezugsfertigen Haus vergehen sechs bis zwölf Monate. Beim Fertighaus geht es tendenziell etwas schneller, da der Rohbau innerhalb weniger Tage erledigt ist."
Schlüsselfertig im Vergleich zu anderen Ausbaustufen
Der Begriff schlüsselfertiges Haus wird oft verwendet, um die höchste von vielen Ausbaustufen zu bezeichnen, jene, in der alle Leistungen, die das Bauunternehmen beim Hausbau anbietet, enthalten sind. Zu diesen Ausbaustufen gehören typischerweise folgende:
- Bausatzhaus oder Selbstbauhaus: Die Baufirma übernimmt die Bauplanung, liefert das Baumaterial, schult die Bauherren in Workshops. Sie verleiht Werkzeug und stellt einen Sachverständigen oder Baubegleiter, der den Bauherrn auf der Baustelle unterstützt oder ab und an den Baufortschritt kontrolliert.
- Ausbauhaus oder Mitbauhaus: Die Baufirma ist für den Hausbau zuständig, überlässt einige Arbeiten aber dem Bauherrn. Das Ausbauhaus wird oftmals in vordefinierte Phasen unterteilt: Ausbaufertig heißt beispielsweise, Sie bekommen einen Rohbau übergeben, technikfertig bedeutet dann, dass der Rohbau fertig ist, eventuell Türen und Fenster eingebaut sind, möglicherweise auch bereits der Estrich liegt, in jedem Fall aber Sanitäranschlüsse, Heizung und Elektrik eingebaut sind und lediglich der Innenausbau samt Maler- oder Trockenbauarbeiten noch fehlen.
- Schlüsselfertig: Ein schlüsselfertiges Haus ist dementsprechend ein Haus, bei dem der Bauherr weitestgehend nicht mitarbeitet. Je nach Leistungsbeschreibung kann es also tatsächlich bezugsfertig einschließlich der Endreinigung sein, in den meisten Fällen müssen aber noch Fußböden verlegt und die Wände gestrichen werden. Genauer umschreibt letzteren Fall der Begriff malerfertig oder malervorbereitet, was bedeutet, dass Sie genau diese Arbeiten noch erledigen müssen.
Schlüsselfertiges Haus: 4 Vorteile und Nachteile
Vorteile
Zeitersparnis möglich
Der Festpreis umfasst einen größeren Anteil der Gesamtkosten, die Kalkulation wird einfacher
Kein Ärger mit dem Finanzierer, ob und in welchem Umfang Eigenleistungen berücksichtigt werden
Alle Arbeiten werden professionell vom Handwerker ausgeführt
Nachteile
Höhere Gesamtkosten
Geringere Einflussnahme nach Baubeginn
Bei der Finanzierung können Eigenleistungen nicht als Ersatz für das Eigenkapital angegeben werden
Weniger Selbsteinbringung
Schlüsselfertiges Haus bauen: Das müssen Sie beachten
Der Grundgedanke, schlüsselfertig zu bauen, ist, so wenig wie möglich mit dem Hausbau zu tun zu haben: Es ist in vielen Fällen sinnvoller, Profis ihre Arbeit machen zu lassen, wenn man selbst dreimal so lang braucht und das Ergebnis dennoch schlechter ist. Wer Vollzeit arbeitet, hat mit der Planung, Bemusterung und der Kontrolle schon genug zu tun. Außerdem kommen üblicherweise noch die Außenflächen hinzu, die manch einer selbst anlegt. Ein Hausbau, auch schlüsselfertig, ist also ohnehin eine große Belastung. Da ist es nicht unbedingt gewinnbringend, auch noch selbst Türen und Dämmung einbauen zu wollen.
Nur wer viel Zeit investieren kann, bestimmte Arbeiten gut beherrscht oder genügend hilfsbereite Freunde hat, für den sind Eigenleistungen finanziell wirklich interessant. Das Gefühl, das eigene Zuhause zumindest mitgebaut zu haben, ist ebenfalls ein erhabenes. So manchen Bauherren erfüllt aber bereits die Tatsache, den Hausbau-Prozess endlich abschließen und dann einziehen und das Eigenheim gestalten zu können, mit Zufriedenheit und Stolz.
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