Der Dachaufbau: Von der Innenverkleidung bis zur Dacheindeckung
Dacheindeckung und Tragwerk, in den meisten Fällen auch eine Dämmung und die Innenverkleidung: Das sind die vier Bauteile eines Daches, dennoch gibt es beim Dachaufbau viele verschiedene Möglichkeiten. Bauen.de erklärt die wichtigsten Begriffe von Sparren bis Warmdach.
Bei diesem Dachstuhl handelt es sich um ein Pfettendach und um ein Walmdach. Der restliche Dachaufbau ist noch nicht ersichtlich. Foto: Horst Schmidt / stock.adobe.com
Ein Dach besitzt vier Elemente: Innenverkleidung, Tragwerk, Dämmung und Dacheindeckung. Das Tragwerk gibt das Erscheinungsbild des Daches vor, ob es also beispielsweise ein Steil- oder ein Flachdach ist und welche Form das Dach hat, ob es beispielsweise ein Sattel- oder ein Walmdach ist. Die Dämmung ist ein relativ modernes Phänomen, viele alte Dächer besitzen noch keine Dachdämmung. Nach Innen ist die Dämmung durch eine Innenverkleidung, teilweise mit Dampfbremse abgeschlossen, bei nicht ausgebauten Dachböden fehlen Dämmung und Innenverkleidung üblicherweise. Auf der Außenseite wird das Dach durch die Dacheindeckung abgeschlossen.
Der Dachaufbau im Querschnitt. Foto: Alterfalter / fotolia.de
Das Steildach
Die meisten Häuser in Deutschland besitzen nach wie vor ein Steildach. Darunter fallen alle Dächer mit einer Neigung von mindestens 20 Grad, je nach Sprachgebrauch sogar schon ab einer Neigung von 7 Grad. Insofern können selbst relativ flache Dächer zu den Steildächern gezählt werden.
Steildächer sind aus guten Gründen weit verbreitet: Zum einen ist ein Steildach im Vergleich zum Flachdach weniger anfällig für Dichtigkeitsprobleme und lässt sich statisch leichter realisieren. In vielen Baugebieten für Ein- und Zweifamilienhäuser ist ein Steildach außerdem vorgeschrieben.
Jedes Steildach basiert auf einem Dachstuhl als tragende Konstruktion. Dieser muss im Mauerwerk verankert sein und sich selbst sowie Dacheindeckung und Dämmung tragen können. Beim Steildach gibt es unterschiedliche Konstruktionen, am gängigsten sind Sparrendach, Kehlbalkendach und Pfettendach.
Sparrendach
Die Standardform des Steildachs ist das sogenannte Sparrendach. Dabei werden die tragenden Balken – Sparren genannt – einander gegenüber montiert, sodass sie in der Mitte aneinander lehnen und die klassische Dreiecksform entsteht. Ein solches Sparrenpaar nennt sich Gespärre. Je nach Deckenkonstruktion liegen die Sparren auch auf einem Balken auf, sodass ein Sparrendach aus einer Vielzahl Sparrendreiecke besteht. Heute werden statt solcher Holzbalkendecken oft Stahlbetondecken gebaut, auf der die Sparren ruhen.
Die Konstruktion sorgt dafür, dass alle einwirkenden Kräfte und Lasten über die Sparren auf die Außenmauern weitergeleitet werden. Für den Einbau größerer Dachfenster oder Gauben ist ein Sparrendach deswegen nicht ohne Weiteres geeignet: Würde man die Sparren unterbrechen, würde die Last auf Gaube oder Dachfenster geleitet. Stattdessen müssen entweder Querbalken eingezogen werden, ähnlich wie bei Kehlbalken- oder Pfettendächern. Oder Fenster und Gaube müssen zwischen zwei Sparren Platz haben. Der Abstand zweier Sparren beträgt in der Regel 50 bis 100 Zentimeter.
Kehlbalkendach
Wenn Sparren eine Länge von 4,50 Metern überschreiten sollen, errichtet man in der Regel ein sogenanntes Kehlbalkendach. Dabei wird zwischen die Sparren im oberen Drittel ein Querbalken angebracht, Kehlbalken genannt. Zwischen einem Sparrenpaar wird also eine zusätzliche aussteifende Ebene eiungezogen. Diese Konstruktion ermöglicht eine größere Spannweite des Daches und kommt meist bei mehrgeschossigen Dächern zum Einsatz. Die Kehlbalken bilden dabei automatisch das Zwischengeschoss im Dachraum.
Pfettendach
Während ein Sparrendach nur eine begrenzte Breite überspannen kann, eignet sich ein Pfettendach auch für kompliziertere und breitere Dachformen, sowie für den Einbau von Gauben und größeren Dachfenstern. Möglich wird dies durch eine Konstruktion, bei der die Sparren auf einem Längsbalken ruhen. Diese waagerechten Längsträger nennt man Pfetten. Gestützt wird ein Pfettendach von senkrechten Balken, die Ständer oder Stiele genannt werden und meist im Dachraum stehen. Der Dachraum wird dadurch also eingeschränkt. Die Balken stehen entweder offen im Raum oder werden durch Trockenbauwände verkleidet. Ein Pfettendach bietet die größte Stabilität und lässt deswegen auch komplexe Dachformen und ausladende Gaubenkonstruktionen zu.
Das Flachdach
Ab einer Dachneigung von weniger als zehn Grad spricht man von einem Flachdach, je nach Quelle und Sprachgebrauch werden allerdings auch 20 oder fünf Grad als Grenze genannt. Bautechnisch muss ein Flachdach hinsichtlich Statik und Nässeschutz sehr sorgfältig ausgeführt werden. Beispielsweise muss Niederschlagswasser vom Haus weggeleitet werden. Da das konstruktionsbedingt aber nicht der Fall ist und immer die Gefahr von Pfützenbildung droht, muss ein Flachdach sehr gut abgedichtet sein. Beim Flachdach gibt es unterschiedliche Aufbauten, man unterscheidet zwischen Kalt-, Warm- und Umkehrdach.
Kaltdach
Bei einem Kaltdach, auch zweischaliges oder belüftetes Dach genannt, ist zwischen Dachhaut und Dämmung ein Luftspalt integriert. Direkt unter der Dacheindeckung ist es in der Regel also kalt. Die Luftschicht braucht Belüftungsöffnungen, sodass durch den Luftaustausch Feuchtigkeit abtransportiert werden kann. Der Aufbau ist relativ komplex, außerdem muss der Abschluss zwischen Innenraum und Dachdämmung absolut luftdicht ausgeführt werden. Deshalb werden Flachdächer kaum noch als Kaltdach ausgeführt.
Auch Steildächer sind übrigens üblicherweise Kaltdächer, auch wenn diese Zuordnung im allgemeinen Sprachgebrauch kaum eine Rolle spielt. Zwischen Dacheindeckung und Dämmung befindet sich eine Lüftungsschicht, die allerdings nicht aufwendig konstruiert werden muss, sondern durch die Dachlattung zustande kommt. Die Dämmung wird teilweise durch eine Unterspannbahn vor Spritzwasser geschützt.
Warmdach
In der Regel wird ein Flachdach als sogenanntes Warmdach konstruiert, das auch als einschaliges oder nicht belüftetes Dach bezeichnet wird. Dabei werden alle Funktionsschichten ohne Luftschicht übereinander angeordnet, sodass eine kompakte Schale entsteht. Die Luftfeuchtigkeit im Innenraum sollte am besten über eine Lüftungsanlage abgeleitet werden. Weil im Gegensatz zum Kaltdach die einzelnen Dachschichten nicht voneinander entkoppelt sind, muss das Dach Temperaturschwankungen von innen nach außen und vor allem beim Wechsel von Tag und Nacht beziehungsweise Winter und Sommer aushalten. Ein Warmdach kann so konstruiert werden, dass es als Dachterrasse oder Dachgarten mit Begrünung genutzt werden kann.
Steildächer werden üblicherweise nicht als Warmdach ausgeführt.
Umkehrdach
Das sogenannte Umkehrdach ist eine Sonderkonstruktion des Warmdaches. Es verdankt seinen Namen der umgekehrten Reihenfolge des Dachschichtenaufbaus: Hierbei wird entgegen dem konventionellen Aufbau erst die Abdichtung aufgebracht und anschließend die Dämmung. Die Dämmschicht muss also entweder vor Feuchtigkeit geschützt werden, beispielsweise durch eine Bitumenschicht oder aber hydrophob sein, das Wasser also selbst ableiten können.
Da die Dämmschicht auf der tragenden Schicht aufliegt, kann sie beliebig dick sein und ist dadurch für höchste Dämmanforderungen geeignet. Gleichzeitig wird die tragende und abdichtende Konstruktion vor starken Temperaturschwankungen geschützt. Allerdings wird die Dämmung beispielsweise bei Starkregen von Wasser umspült, was die Dämmwirkung beeinträchtigt. Vorteilhaft ist, dass alle Teile des Daches relativ einfach zugänglich sind und beispielsweise das Dach nicht geöffnet werden muss, um an die Dämmung zu gelangen.
Steildächer werden nicht als Umkehrdach gebaut.