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Putzschäden: Risse im Außenputz erkennen und behandeln

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Ein Riss im Außenputz kann eine kleine Sache sein und mag harmlos aussehen. Doch durchdringt der Riss den gesamten Putz, verliert dieser seine Schutzwirkung vor Wind und Wetter. Das Mauerwerk ist Umwelteinflüssen zumindest teilweise ausgeliefert. Andere Risse offenbaren schwerwiegende bauliche Mängel, die unbedingt behoben werden müssen. Grund genug, sich die Fassade einmal genauer anzusehen.

Viele Risse im Putz lassen sich ganz einfach selbst ausbessern. Foto: focus finder/Fotolia.com Foto: focus finder/Fotolia.com

Ein Riss im Putz ist an sich relativ alltäglich und muss keine große Sache sein. Geht er zu tief, verliert der Putz zwar an dieser Stelle seine Schutzfunktion und Nässe kann eindringen, doch lassen sich solche kleineren Risse recht einfach reparieren. Ein Riss im Putz kann aber auch Symptom für einen tieferliegenden schweren Schaden im Bauwerk sein.

Letztendlich gibt es also zwei Arten von Rissen: Bei sogenannten putzbedingten Rissenbefindet sich der Schaden lediglich an der Oberfläche und er lässt sich von Heimwerkern beheben. Dynamische Risse dagegen sind oftmals größer und breiter. Der Schaden liegt in diesem Fall tiefer, nämlich im Bauwerk an sich und das lässt sich nicht ohne Weiteres reparieren.

Putzbedingte Risse erkennen

Kleine Risse, die nur die oberste Putzschicht betreffen, sind ein rein optisches Problem. Um sie zu beseitigen, reicht eine neue Putzschicht. Foto: Olga Kovalenko / fotolia.com Foto: Olga Kovalenko / fotolia.com

Oberflächenrisse, die lediglich den Putz selbst, nicht aber das Bauwerk betreffen, sind nur wenige Millimeter tief und breiten sich meist flächig aus, weshalb sie auch Haar- oder Netzrisse genannt werden. Man kann sie leicht sichtbar machen, indem man sie mit klarem Wasser aus einer Sprühflasche benetzt. Ihr Muster tritt dann deutlich hervor. Sie sind oft harmlos, manche putzbedingte Risse können allerdings alle Putzlagen durchdringen und bis auf den Untergrund, also die Mauer reichen. An dieser Stelle kann dann Nässe eindringen und Schaden anrichten.

Bauleute unterscheiden mehrere Arten von Putzrissen, deren Bezeichnung bereits auf die Ursache schließen lässt:

  • Schrumpfrisse:Sie sind vermutlich die häufigste Art. Sie treten auf, wenn Putzschichten zu schnell austrocknen. Das passiert insbesondere an trockenen und sonnenstarken Tagen.
  • Schwundrisse, oft auch Spannungsrisse genannt: Sie treten oft erst Monate nach Abschluss der Putzarbeiten auf. Ursache sind meist Spannungen zwischen den Putzschichten, die auch dazu führen können, dass sich der Putz entlang des Risses vom Untergrund löst. Man kann sie an ihrer meist netzartigen Struktur (auch Krakelee genannt) erkennen.
  • Sackrisse: Sie entstehen, wenn beim Putzen zu dick aufgetragen wurde, beispielsweise um eine Unebenheit im Untergrund auszugleichen. Der Putz sackt gewissermaßen nach unten weg, verdickt sich dort, während er oben reißt.
  • Kerbrisse: Sie treten vornehmlich an den Ecken von Maueröffnungen wie Fenstern auf und verlaufen von dort diagonal fort. Es handelt sich dabei meist um die Folge von Spannungen im Mauerwerk – das jedoch intakt ist. Kerbrisse gibt es auch bei Wärmedämmverbundsystemen, wenn an den Ecken von Fenstern und Türen die Putzbewehrung mangelhaft oder gar nicht vorhanden ist.
  • Altersschäden: Manche Risse im Außenputz eines Gebäudes sind reine Alterserscheinungen. Der Putz verliert zum Beispiel die Haftung und es entstehen Hohlstellen – oder aber der Putz wird porös und bröselt ab.

Putzbedingte Risse behandeln

Wegen ihrer vielfältigen Ursachen gibt es kein Universalrezept, Putzrisse optimal zu beheben. Im Prinzip bieten sich dem sanierungswilligen Heimwerker zwei Möglichkeiten:

  • Er überdeckt die vorgefundenen Risse.
  • Er verfüllt sie.

Für beides werden in den Baumärkten geeignete Materialien angeboten. Entscheidend ist letztlich das Ausmaß an notwendigen Arbeiten. Ein einzelner Sackriss ist schnell behoben. Großformatige Schwundrisse, zahlreiche Altersflecken und ein stark getrübter Anblick erfordern dagegen eher flächendeckendes Herangehen.

Risse überdecken

Mit großflächigen Spachteln kann der Putz gleichmäßig auf der Wand verteilt werden. Foto: wittybear / fotolia.com Foto: wittybear / fotolia.com

Hier handelt es sich um ein Überputzen eines Teils oder der gesamten Fassade. Es wird also einfach eine neue Lage Putz aufgetragen. Die Voraussetzungen dafür sind schlicht, aber zwingend: Der alte Putz haftet fest und sandet nicht ab.

Wer sowieso plant, sein Haus warm einzupacken, kann mit einem Wärmedämmverbundsystem Risssanierung und Wärmeschutz verbinden. Die Dämmplatten selbst überbrücken die Risse, das ohnehin notwendige Armierungsgewebe tut ein Übriges.

Achtung

Handelt es sich irrtümlicherweise gar nicht um einen putzbedingten Schaden sondern um einen dynamischen Riss, gibt es tiefgreifende Schäden im Bauwerk, die auch das Wärmedämmverbundsystem zerstören können. Bevor Heimwerker ein WDVS anbringen, sollten sie sich also sehr sicher sein.

Putz ausbessern und Risse verspachteln

Tiefe Risse müssen gesäubert und verfüllt werden. Erst dann kann die Stelle neu verputzt werden. Foto: stocksolutions / fotolia.com Foto: stocksolutions / fotolia.com

Etwas aufwändiger ist es, Risse zu verfüllen. Der erste Arbeitsschritt ist immer das Reinigen der betroffenen Stellen von Schmutz und losen Teilchen. Da meist wassergebundene Baustoffe zum Einsatz kommen, empfiehlt es sich, die Stellen um die Risse anzunässen. Anschließend können kleinere Risse verspachtelt werden.

Die Baumärkte führen diverse Fertigspachtel, auch in kleinen Verpackungsgrößen. Spachtelmassen sind pastös, weshalb sie sich gut für Schwund- und Schrumpfrisse eignen.

Als Werkzeug gibt es spezielle Fassadenspachtel in Breiten ab 15 Zentimeter und zu Preisen ab etwa zehn Euro. Zum Ausbessern und Sanieren bieten Hersteller spezielle Spachtelmassen an, Gummimörtel genannt. Sie sind sehr flexibel, weil sie mit Kautschuk und Fasern vergütet wurden, und eignen sich daher gut für breite Risse. Für ein Kilo muss man etwa 7,50 Euro rechnen.

Achtung

Risse, die tiefer gehen und breiter als ein bis zwei Millimeter sind, sollten in zwei oder mehr Arbeitsgängen verspachtelt werden. Der Grund: Eine Schicht Feinspachtel darf nicht stärker als vier Millimeter sein und muss austrocknen, bevor die nächste folgt.

Da Spachtelmassen meist weiß sind, stechen die ausgebesserten Stellen an farbigen Fassaden leider hervor. Deshalb empfiehlt es sich, die Mittel vor dem Verstreichen mit einem Schuss Abtönpaste entsprechend einzufärben. 

Risse verfüllen und Außenwand verputzen

Die klassische Methode, stärkere Risse auszubessern, ist allerdings das Verputzen. Dafür muss man die Risse erst einmal vergrößern. Wer einen Trennschleifer gut beherrscht, nimmt ihn zu Hilfe. Ebenso nützlich sind aber auch Hammer und Meißel. Die Risse sollten V-förmig angelegt werden, weil die Ränder so mehr Haftfläche bekommen. Die verbreiterten Risse werden nun mit Tiefengrund gestrichen und anschließend verputzt.

Die Reparaturmasse muss unter Umständen in zwei Lagen aufgetragen werden, der Heimwerker stellt also einen Unter- und einen Oberputz her. Dazwischen kann man entlang der Risse Streifen aus Armierungsgewebe legen. Sie verfestigen den Putz, weil sie erheblich mehr Widerstand gegen Zugkräfte bieten.

Kalk-Zement-Putz gibt es in 25-Kilo-Säcken, kleinere Mengen dagegen nur selten zu kaufen. Stattdessen kann man eine kleine Menge selbst herstellen. Er besteht aus zwei Teilen Kalkhydrat, einem Teil Zement, sechs bis acht Teilen feinem Sand und Wasser. Wasser nach und nach so lange zugeben, bis der Mörtel leicht glänzt.

Achtung

Wer mehr als zehn Prozent seiner Fassade erneuert, also beispielsweise neu verputzt, muss dies nach den Vorgaben der Energieeinsparverordnung von 2014 tun. Allerdings sprechen die Kosten für ein Gerüst ohnehin dafür, vorgesehene Malerarbeiten oder eine umfangreiche Risssanierung gleich mit einer Fassadendämmung zu verbinden.

Dynamische Risse erkennen

Dieser Riss zieht sich durchs Mauerwerk, Ursache ist eine Absenkung im Untergrund. In verputzten Gebäuden führt so etwas zu dynamischen Rissen. Foto: Steffen Malyszczyk Foto: Steffen Malyszczyk

Dynamische Risse gehen meist auf eine unerwünschte Bewegung im Gebäude zurück. Gründe dafür können beispielsweise sein:

  • Setzungen im Untergrund oder im Mauerwerk.
  • zu große Fugen im Mauerwerk des Rohbaus.
  • grobe Maßabweichungen, die später einfach dick überputzt wurden.
  • mangelhafte Vorbereitung des Putzgrundes oder des Unterputzes.
  • Nichtbeachtung von Standzeiten (Verarbeitungsfristen) der verwendeten Materialien.

Es gibt einige Indizien, mit denen auch der bauliche Laie dynamische Risse erkennen kann. Zunächst kann ihr Auffindungsort ein Hinweis sein. Neuralgische Punkte sind vor allem Mauerdurchbrüche wie Fenster oder Türen sowie Stellen, an denen verschiedene Bauteile zusammengeführt werden. Etwa Anbauten, Giebel oder dort, wo eine Innenwand an eine Außenwand anschließt. Weiterhin können Form und Verlauf der Risse einen Anhaltspunkt liefern:

  • Der Riss hat einen auffällig geraden Verlauf. Dann folgt er womöglich einer  waagerechten Fuge.
  • Der Riss ist stufenförmig ausgebildet, setzt sich also über waagrechte und senkrechte Fugen fort oder verläuft entlang der Fugen von Mauersteinen.
  • Der Riss befindet sich an den Ecken von Mauerdurchbrüchen und entfernt sich diagonal.
  • Der Riss ist deutlich breiter und tiefer als gewöhnliche Haarrisse.

Zur besseren Beurteilung von Rissen im Außenputz tragen zwei Methoden bei: Messen und Beobachten.

Beobachten: Hier geht es darum, festzustellen, ob  Risse noch länger und vor allem breiter werden. Am einfachsten ist es, die beiden Enden des verdächtigen Risses mit einem kräftigen Bleistiftstrich zu markieren. Nach einiger Zeit sieht man dann, ob der Riss über den Strich hinausgewachsen ist. In der Regel ist er dann auch breiter geworden. Wer auf Nummer sicher gehen will, macht den Gipstest. Dazu wird der Riss an einer Stelle, am besten der Mitte, ausgekratzt, also deutlich verbreitert. Auf diesen Fleck setzt man dann einen Klecks frisch angerührten Gipses und streicht ihn glatt. Nach ein bis zwei Wochen inspiziert man den Gips. Hat er einen Riss bekommen, herrscht beunruhigende Bewegung im Gebäude.

Experten-Tipp

Bei Sonnenschein sollte der Gipsaufstrich beschattet werden, damit er nicht zu schnell trocknet und möglicherweise aufgrund der Wärmeeinstrahlung reißt.

Messen: Mithilfe eines Rissmessers oder eines Risslinears können Heimwerker die Breite von Rissen bis auf ein Zehntel Millimeter genau vermessen. Bei mehreren verdächtigen Exemplaren legt man sich am besten eine Tabelle an, in die man in regelmäßigen Abständen die gemessenen Werte einträgt.

Experten-Tipp

Wer es noch genauer wissen will, kann sich in die DIN V 18550 vertiefen oder das Merkblatt 2-4-94 der Wissenschaftlich-Technischen Arbeitsgemeinschaft für Bauwerkserhaltung und Denkmalpflege e. V.  (Abkürzung WTA) zum Thema „Beurteilung und Instandsetzung gerissener Putze an Fassaden“ lesen.

Auf dynamische Risse reagieren

Wer sich einigermaßen sicher ist, dass es sich um dynamische Risse handelt, sollte zunächst darauf verzichten, sie zu behandeln, und stattdessen einen Gutachter, Architekten oder Bauingenieur hinzuziehen. Diese Fachleute können endgültig beurteilen, welches Phänomen tatsächlich hinter den beobachteten Rissen steckt. Die Experten helfen, insbesondere folgende Fragen zu klären:

  • Ist der Riss unbedenklich oder geht er auf einen konstruktiven oder planerischen Fehler zurück?
  • Handelt es sich womöglich um Pfusch am Bau?
  • Liegt eine unerwartete Bewegung im Baugrund vor?
  • Welche Maßnahmen sind einem Bauherren oder Eigentümer zu empfehlen?