Farbe & Lack: Die wichtigsten Farbarten für innen und außen
Brauchen die Wände einen neuen Anstrich, hat man die Qual der Wahl. Passt die Farbe zur Einrichtung und wie wirkt sie? Welche Farbe eignet sich für welchen Untergrund? Damit man beim Erstanstrich oder der Renovierung das bestmögliche Ergebnis erzielt, sollten Heimwerker man im Vorfeld einige wichtige Grundregeln beachten. Bauen.de zeigt, was man über Farben, Lacke und deren Verarbeitung wissen muss.
Wer ein Haus neu baut, lässt sich die Wände üblicherweise so gestalten, wie er es später haben möchte. Es sei denn, die Baufirma liefert einfach weiße oder gar nackte Wände und der Bauherr kümmert sich selbst um die Innengestaltung. In diesem Fall oder auch wenn nach einigen Jahren frische Farbe ins Eigenheim soll, stellt sich die Frage, welche Farbe eigentlich geeignet ist. Denn je nach Anwendungsbereich und Untergrund gibt es unterschiedliche Farben.
Mit Farbe und Lacken kann der Wohnung ein individueller Touch gegeben werden. Foto: iStock.com / MPKphoto
Farben für Innen und Außen
Die klassische und beliebteste Farbe für Innenräume ist Dispersionsfarbe. Nicht ohne Grund: Die auf Kunstharzen basierende Farbe lässt sich gut verarbeiten, haftet auf quasi jedem Untergrund und besitzt eine gute Deckkraft. Zudem ist Dispersionsfarbe emissionsarm, sie trocknet schnell und riecht kaum. Als Bindemittel werden in der Regel chemisch-synthetische Zusätze beigemischt, es gibt aber auch Naturfarben in Form von Dispersionsfarben. Diese verwenden nur natürliche Zusätze, sodass man statt von Kunstharzdispersionsfarbe von Naturharzdispersionsfarbe spricht.
Auch Latexfarben zählen zu den synthetischen Farben. Sie eigenen sich vor allem für Feuchträume, da sie abwaschbar und sehr strapazierfähig sind. Mit ihrer meist hochglänzenden Oberfläche wird Latexfarbe sogar als Alternative zu Fliesen verwendet. Doch Vorsicht: Aufgrund ihrer Dichtigkeit, die den Austausch von Wasserdampf verhindert, ist Latexfarbe vergleichsweise anfällig für Schimmelbildung.
Ebenfalls synthetisch hergestellt sind Farben auf Lösemittelbasis, zu denen auch der klassische Acryllack gehört. Er wird meist für die Lackierung von Heizkörpern oder Holzoberflächen eingesetzt. Sollen Holzmöbel keinen deckenden Anstrich erhalten, eignet sich eine Lasur. Diese schützt Holzoberflächen vor Witterungseinflüssen, wobei die natürliche Optik der Holzmaserung weiterhin erhalten bleibt.
Wohngesunde Alternativen: Naturfarben
Im Bereich ökologischer Alternativen werden Naturfarben immer beliebter. Bei Naturfarben werden statt synthetischer Bindemittel ausschließlich Rohstoffe auf mineralischer oder pflanzlicher Basis eingesetzt, wie zum Beispiel bei Kalkfarben. Diese sind überaus haltbar, zudem emissionsfrei und sorgen für ein gesundes Raumklima. Mineralisch und stark alkalisch ist Kalkfarbe zudem gegen Schimmelsporen wirksam. Kalkfarben lassen sich insbesondere auf mineralischen Untergründen verarbeiten, andere Flächen müssen vor dem Anstrich gründlich gesäubert oder gegebenenfalls grundiert werden.
Auch Kasein- und Milchfarben sind natürliche Decken- und Wandfarben, bei denen als Bindemittel Kasein, also Milcheiweiß, eingesetzt wird. Kasein- und Milchfarben sind sehr umweltverträglich, frei von Giften und besitzen eine hohe Deckkraft, sind aber nicht für Feuchträume geeignet.
Zu den langlebigsten und robustesten Naturfarben zählen Silikatfarben, die jedoch ausschließlich auf mineralischen Untergründen wie Beton, Gips oder kalkhaltigen Untergründen verarbeitet werden können. Silikatfarbe eignet sich sehr gut für Allergiker und verhindert durch ihre alkalische Struktur Schimmelbildung. Im Gegensatz zu anderen Farben reagiert Silikatfarbe mit dem Untergrund und verbindet sich dauerhaft mit ihm. Als hochwertige Naturfarbe ist sie vergleichsweise kostenintensiv, außerdem ist Silikatfarbe nicht lagerfähig.
Mit Farbe gestalten
Bei der Gestaltung mit Farbe entscheidet in erster Linie der eigene Geschmack. Damit eine bestmögliche Farbwirkung erzielt wird, sollte man jedoch bestimmte Regeln beachten, denn nicht jede Farbe passt zu jedem Raum. Farben haben großen Einfluss auf die Wirkung und Wahrnehmung von Räumen: So wirken zum Beispiel dunkle Farben optisch verkleinernd und sollten in kleinen Räumen vorsichtig eingesetzt werden. Eine dunkel gestrichene Decke kann einen bewussten Akzent setzen, der Raum im Allgemeinen wirkt jedoch niedriger. Umgekehrt können hohen Decken durch eine dunkle Farbe optisch hinunter gezogen werden. Grundsätzlich unterscheidet man bei der Gestaltung mit Farben zwischen zwei Stilrichtungen: Entweder Ton-in-Ton-Optik durch sanfte Farben und Verläufe oder kräftiger Kontrast durch Komplementärfarben.
Psychologisch werden Farben bestimmte Wirkungen zugeordnet: Während Rot-, Orange- und Gelbtöne anregend wirken, sorgen Blau- und Violett-Töne für Harmonie und Ruhe. Braun- und Erdtöne vermitteln Wärme, können im Übermaß aber erdrückend wirken. Generell ist ein harmonisches Gesamtbild ausschlaggebend. Schließlich wirken Farben auch immer in Kombination mit Möbeln, Teppichen, Accessoires oder Vorhängen. Deshalb werden Boden und Wände häufig neutral gehalten, um Möbeln und Inneneinrichtung einen ruhigen Rahmen zu geben, in dem sie wirken können. Je nach Einrichtung können Farbkontraste an einzelnen Wänden oder Sockeln aber schöne Akzente setzen.
Praktische Tipps
Wer seine Wände selbst streicht, sollte nicht nur auf die geeignete Farbe achten, sondern auch auf qualitativ hochwertiges Werkzeug. So eignet sich zum Beispiel eine Fellrolle zum Streichen besser als eine Schaumstoffwalze, da sie mehr Farbe aufnimmt und diese sauberer abgibt. Raue Oberflächen sollten mit langflorigen Rollen gestrichen werden, für glatte Wände eignet sich auch kürzerer Flor. Grundsätzlich muss der Untergrund vor dem Farbauftrag staubfrei und trocken sein, unbehandelte Flächen wie Putz oder Gipsfaserplatten sollten vorher grundiert werden. Für ein optimales Ergebnis sorgt auch die richtige Technik: Am besten streicht man zuerst grob kreuz und quer auf die Wand, erst danach sollte die Farbe mit der Rolle gleichmäßig von oben nach unten aufgetragen werden.
Bei größeren Flächen kann auch der Einsatz einer Spritzpistole von Vorteil sein: Der Farbauftrag auf Wände, Ecken und Anschlussbereiche erfolgt dabei gleichmäßig und ohne Anstrengung. Zu beachten ist aber, dass die Abklebearbeiten aufwändiger sind – und auch wichtiger, denn der feine Farbnebel setzt sich leicht auf Möbel und in Ritzen. Spritzpistolen gibt es in verschiedenen Preisklassen, die meisten Baumärkte bieten sogar Leihgeräte gegen Gebühr an.
Im Zuge einer Renovierung können auch Fußleisten und Sockel einen neuen Anstrich vertragen. Fußleisten sind meist weiß gestrichen, damit sie zu allen Wandfarben und Tapeten passen und sich dezent in das Gesamtbild einfügen. Bei hochwertigem Lack reicht meist ein Anstrich. Anschließend sollte man darauf achten, das Abklebeband in noch feuchtem Zustand zu entfernen, da sonst bereits getrockneter Lack abblättern könnte.
Fassade und Fenster streichen
Fassaden lassen sich durchaus in Eigenarbeit streichen. Als Außenfarbe für Fassaden eignen sich insbesondere Dispersionsfarben, aber auch Silikat- oder Kalkfarben können je nach Untergrund verwendet werden. Für Fassadenanstriche bei kalten Temperaturen eignen sich sogenannte Polymerisatharz-Farben, auch Fassadenmattfarbe genannt. Für Dämmputze mit Polystyrolanteilen eignet sich der Anstrich wegen der organischen Lösungsmittel jedoch nicht.
Auch Holzfenster benötigen einen regelmäßigen Anstrich. Dies nicht nur aus optischen Gründen, sondern auch, um das Material vor Witterungseinflüssen zu schützen. Für deckende Anstriche werden atmungsaktive Farben und Lacke verwendet, die etwa alle fünf Jahre erneuert werden sollten. Lasuren dringen hingegen tief in das Holz ein und schützen damit auch tiefere Holzschichten. Optisch bleibt die typische Holzmaserung erhalten. Eine Lasur sollte etwa alle zwei Jahre aufgefrischt werden, damit Holzfenster zuverlässig geschützt sind.