Wenn die Elektroinstallation in die Jahre kommt
Schalter drücken, Licht an. Stecker rein, Fernseher läuft. So einfach ist das. Und so einfach bleibt das selbst dann, wenn die Elektroinstallation in die Jahre kommt. Fehler können allerdings lebensgefährliche Folgen haben und für Kurzschlüsse, Stromschläge und sogar Wohnungsbrände sorgen. Wir sagen, wann Immobilieneigentümer ihre Elektrik erneuern oder zumindest überprüfen lassen sollten.
Drehsicherungen sind an sich kein Problem. Es gibt sie sogar noch zu kaufen. Doch zeigen sie, dass die elektrische Anlage schon dutzende Jahre alt ist. Foto: M. Schuppich / stock.adobe.com
Wenn der Putz Risse bekommt, sieht man des recht schnell. Der Eigentümer kann reagieren, lange bevor Feuchtigkeit durch die Wände ins Innere dringt. Bei der Elektroinstallation ist das nicht ganz so einfach. Gut versteckt liegen die Kabel in der Wand, ohne auf sich aufmerksam zu machen. Wenn die Isolierung kaputt ist und es zum Kurzschluss kommt, ist es bereits zu spät. Fast jeder dritte Brand in Deutschland wird durch Elektrizität verursacht, ermittelte das Institut für Schadenverhütung und Schadenforschung.
Zwar gibt es Normen und Regeln, die dafür sorgen, dass elektrische Anlagen fachmännisch und unter der Berücksichtigung von Sicherheitsstandards installiert werden. Doch wann eine Anlage erneuert oder zumindest geprüft werden muss, ist nicht geregelt. „Es gibt Bestandschutz“, erklärt Klaus Jung, Geschäftsführer des ZVEI-Fachverbands Elektroinstallationssysteme. „Eine elektrische Anlage, die zum Zeitpunkt der Installation der damaligen Normenlage entsprochen hat, darf grundsätzlich betrieben werden.“ Dennoch gibt es für Immobilieneigentümer und vor allem die Käufer gebrauchter Immobilien einige Anhaltspunkte, anhand derer Sie erkennen können, ob die Elektroinstallation erneuert oder zumindest überprüfen werden sollte.
Anzeichen für eine Erneuerung der Elektroinstallation
Die folgenden Mängel geben Aufschluss darüber, ob Sie Ihre Elektroinstallation überholen sollten.
Fehlender Schutzschalter
Der FI-Schutzschalter verhindert Stromunfälle und kann so Leben retten. Fehlt er im Sicherungskasten, sollten Eigentümer unbedingt nachrüsten. Foto: marcus_hofmann / stock.adobe.com
Der Fehlerstrom-Schutzschalter – auch FI-Schutzschalter genannt – misst, ob der Strom über die Phase und den Nullleiter die gleiche Summe hat. Das heißt, wenn Strom zum Beispiel durch einen Menschen und die Erde abfließt, schaltet der Schalter diesen Fehlerstrom ab. Auf diese Weise können viele Stromunfälle im Haushalt verhindert werden. Fehlt dieser Schalter, sollte die Elektroinstallation unbedingt erneuert werden. Seit 1984 ist er zwar Pflicht, in manchen Altbauten kann er dennoch fehlen.
Wenn die Sicherung rausfliegt
Die Sicherung fliegt raus, wenn ein einzelner Stromkreis überlastet ist oder der Fehlerstrom-Schutzschalter einen Fehlerstrom registriert hat. Beide Fälle sind ein Zeichen dafür, dass die Elektrik entweder beschädigt oder für den Bedarf unterdimensioniert ist.
„Die Sicherung fällt, wenn Geräte über dem angelegten Stromwert der Leitung betrieben werden“, erklärt Jung. Das kann zum Beispiel der Fall sein, wenn im Wohnzimmer der Fernseher und der Computer laufen und man dann zusätzlich den neuen Staubsauger anschließt. „Wenn dann die Sicherung reagiert, ist die Leitung wohl überlastet und bei gleichbleibendem Bedarf sollte man die elektrische Anlage anpassen.“
Der Fehlerstrom-Schutzschalter regiert dagegen, wenn die Isolierungen ihre Aufgabe nicht mehr voll erfüllen. Wasser ist ein guter Stromleiter und wenn Feuchtigkeit in der Wand ist, kann es zum Kurzschluss kommen. „Dann sollte man einen Elektriker holen und das System überprüfen lassen“, so Jung.
Zu wenige Steckdosen oder Lichtschalter
Gerade im Wohnzimmer reichen die Steckdosen oft nicht aus. Auf Dauer wäre es besser, die elektrische Anlage an die eigenen Bedürfnisse anzupassen. Foto: navee / stock.adobe.com
Ein anderes Indiz dafür, dass die Anlage nicht auf den persönlichen Bedarf ausgelegt und potenziell überlastet ist, ist die Zahl der Steckdosen. Wem sie nicht reichen und wer überall im Haus Mehrfachsteckdosen aufbaut, bräuchte eigentlich eine umfangreichere elektrische Anlage. „Wenn mehrere Geräte hintereinander an einer Mehrfachsteckdose geschaltet sind, ist das immer auch eine Brandfalle“, warnt Jung. Wenn die Lichtschalter nicht ausreichen oder falsch positioniert sind, ist die Anlage ebenfalls nicht auf den persönlichen Bedarf optimiert. Allerdings gibt es hier keine einfachen Notlösungen oder Umgehungsstrategien. Entweder man lebt mit der Ausstattung oder erneuert sie eben.
Alte elektrische Anlagen stehen unter Bestandschutz, dürfen also weiter betrieben werden, sofern sie zumindest zum Zeitpunkt der Installation den damals geltenden Normen entsprach. Dieser Bestandschutz verfällt, sobald eine Anlage umfassend verändert oder erweitert wird. Wann genau dieser Punkt erreicht ist, dafür gibt es keine Regeln. „Das kann schon die Ladesäule fürs E-Auto sein“, sagt Jung. „Dann muss die gesamte Anlage den Normen entsprechen.“ Das heißt: Wer anbaut oder in Zukunft größere Verbraucher anschließen will, muss seine Anlage unter Umständen komplett neu installieren lassen.
Veralteter Sicherungskasten
Dieser Sicherungskasten mitsamt den elektrischen Kabeln in den Wänden ist mindestens 30 Jahre alt – und möglicherweise sanierungsbedürftig. Foto: flucas / stock.adobe.com
Sofern ein Fehlerstrom-Schutzschalter vorhanden ist, ist eigentlich alles soweit in Ordnung. Auch alte Drehsicherungen dürfen verwendet werden und werden auch noch verkauft. Aber: „Wenn man in den Sicherungskasten schaut und sieht dort noch alte Drehsicherungen, dann ist das ein klares Indiz dafür, dass die Anlage erneuert oder zumindest überprüft werden muss“, sagt Jung. „Denn das elektrische Adersystem ist ja genauso alt.“
Standard sind heute Kabel mit einem Querschnitt von 1,5 Quadratmillimeter und mit Plastikmantel. Sind die Kabel schmaler, können Sie schneller überlastet werden. Gummiummantelungen werden mit der Zeit spröde und können brechen. Dann sollten sie ausgetauscht werden.
Keine fachgerechte Installation
Elektriker arbeiten nach bestimmten Vorgaben und Normen. Die Kabelummantelungen folgen gewissen Farbcodes, es gibt Installationszonen, die festlegen, wo in der Wand ein Kabel verlaufen sollte. Weicht die gegenwärtige Installation ab, etwa weil die Farbcodes nicht stimmen oder nicht überall der heutzutage übliche Schutzleiter verlegt wurde, ist das zumindest ein guter Grund, die Anlage untersuchen zu lassen – und beim Bohren vorsichtig zu sein. Derjenige, der die richtige Farbe der Kabel ignoriert hat, hat sich möglicherweise auch nicht um Installationszonen geschert.
Kosten der Elektroinstallation
Den E-Check, also die umfangreiche Überprüfung der Elektroinstallation samt Adersystem gibt es bereits für 100 bis 500 Euro, je nach Größe der Immobilie.
Nur weil eine elektrische Anlage alt ist, muss sie nicht gleich ausgetauscht werden. Aber ein Elektriker sollte sie zumindest mal überprüfen. Foto: francescomou / stock.adobe.com
Wer sich dann entscheidet, die Elektroinstallation erneuern zu lassen, muss mit Kosten von etwa 60 bis 120 Euro pro Quadratmeter rechnen. Klaus Jung nennt noch eine andere Methode, um zu schätzen, wie teuer eine neue Anlage wird: „Die Kosten einer kompletten elektrischen Anlage belaufen sich im Neubau üblicherweise auf drei Prozent der Bausumme. Soviel kostet dann auch die Elektrik in einem vergleichbaren Altbau.“
Entscheidend ist, wie hoch die Ansprüche sind, also wie viele Steckdosen verbaut werden sollen, welche Schaltungen, ob auch ein Netzwerkkabel verlegt wird, ob es eine elektrische Einzelraumsteuerung für die Heizung geben soll oder ob ein Haus fit gemacht werden soll für Smart-Home-Anwendungen.
Alle Informationen rund um die Elektroinstallation, insbesondere die Planung der Elektroinstallation:
Sollen die Kabel in der Mauer verlaufen und es gibt bisher keine Kabelschächte, kommen noch erhebliche Renovierungskosten dazu. Dann muss das Mauerwerk aufgestemmt, wieder verschlossen und neu gestrichen oder tapeziert werden. Dieser Kosten- und Arbeitsaufwand ist aber gar nicht unbedingt nötig. „Es gibt inzwischen so viele alternative Lösungen, beispielsweise Kabelschächte, die unter dem Fußboden verlegt werden können oder in den Fußbodenleisten integriert sind.“
Elektroinstallation selbst machen
Die Elektroinstallation ist eine Sache für Profis. Tatsächlich dürfen nur sie den Sicherungskasten anschließen. Einige Elektriker lassen sich aber auf Eigenleistungen ein. Heimwerker können dann zum Beispiel die Kabelschächte selbst legen und auch Kabel nach Absprache mit dem Elektriker hindurchziehen. Der Elektriker prüft dann, ob alles richtig ist, schließt die Kabel an und übernimmt die Verantwortung.