Umbau statt Neubau: Modernes Wohnen in alten Häusern
Ein Neubau ist nicht die einzige Möglichkeit, zeitgemäße Wohnansprüche zu verwirklichen. Durch Ausbau oder Umbau lassen sich auch im Altbau großzügige und komfortable Wohnräume schaffen.
Es gibt verschiedene Gründe, sich statt eines Neubaus für den Umbau eines alten Hauses zu entscheiden. Manchmal ist das Haus, indem man schon länger wohnt, ja genau das richtige – nur eben mittlerweile zu klein oder renovierungsbedürftig. Den Immobilienkäufer lockt der historische Charme eines Altbaus oder auch der günstige Preis. Ein gewachsenes Wohnviertel und gute Infrastruktur sprechen ebenfalls für einen Altbau.
Hier einige Umbaubeispiele:
Beispiel 1: Anbau über drei Etagen
Vorher: Zwei Wohngeschosse, Keller, Satteldach, rechteckiger Grundriss – ein typisches Einfamilienhaus aus den 1960er-Jahren. Als die Familie einzog, waren sie zu dritt, dann kamen drei weitere Kinder und der Wohnraum wurde zu knapp. Foto: BHW / KitzlingerHaus
Nachher: Quaderformen, Abgrenzung durch rote Holzfassade, viel Glas – der dreistöckige Anbau ist in Form und Farbe ein mutiger Kontrast zum Wohnhaus. Gewonnen wurden rund 130 Quadratmeter zusätzliche Wohnfläche. Im Untergeschoss entstand eine komplette Einliegerwohnung. Foto: BHW / KitzlingerHaus
Beispiel 2: Bungalow mit neuem Gesicht
Vorher: Sowohl hinsichtlich der Optik wie auch der Raumaufteilung war das Dortmunder Zweifamilienhaus nicht mehr zeitgemäß. Doch wegen des barrierefreien Zugangs sind ältere Bungalows wie dieser lohnenswerte Modernisierungsobjekte. Foto: BHW / Gauselmann Architekten
Nachher: Ein Innenhof des Flachbaus wandelte sich zu einem wintergartenähnlichen Raum unter einem angehobenen Glasdach. Im Inneren des Hauses wurden einzelne kleine Räume aufgelöst, sodass großzügige, offene Wohnbereiche entstanden. Foto: BHW / Gauselmann Architekten
Beispiel 3: Modernisierung eines Siedlerhäuschens
Vorher: Kleine Häuser mit engen Räumen, aber ein großer Garten zur Selbstversorgung – so sah es in vielen Siedlungen der Nachkriegszeit aus. Diese Doppelhaushälfte in Hamburg wurde für eine Modellsanierung im Rahmen der Internationalen Bauausstellung (IBA) ausgewählt. Foto: Velux GmbH
Nachher: Ein Anbau zur Gartenseite schafft einen neuen offenen Wohnbereich. Bänder aus großflächigen Dachfenstern bringen Licht in den Altbau. Das Dach des Anbaus ist mit Solaranlagen eingedeckt, die das Haus mit Strom und Wärme versorgen. Straßenseitig dient der Anbau als Carport. Foto: Velux GmbH
Im Inneren wurde das „LichtAktivhaus“ – so die Bezeichnung nach dem Umbau – vollständig entkernt. Das offene Treppenhaus reicht bis unter das Dach. Eine vierköpfige Familie erprobt das Alltagsleben in dem Projekthaus. Foto: Velux GmbH
Beispiel 4: Unterm Glasdach
Außenansicht: Exquisite Lage und historischer Charme bot die Wohnung im Dachgeschoss eines denkmalgeschützten Hamburger Gründerzeithauses schon immer. Das Innere mit vielen kleinen dunklen Kammern unter Dachschrägen entsprach jedoch nicht mehr modernen Wohnbedürfnissen. Foto: Velux GmbH
Nachher: Störende Wände wurden entfernt, ein zentral gelegenes offenes Atrium mit einem verglasten Satteldach bedeckt. Hier fand die offene Küche ihren Platz. Das Erkerzimmer im Hintergrund erhielt zwei zusätzliche Ovalfenster. Foto: Velux GmbH
Über den Dächern von Hamburg: Eine schmale Stahltreppe führt zu einem Dachausstiegsfenster im Lichtdach. Ursprünglich nur als Handwerkerausstieg geplant, kann die Dachfläche zum Freisitz ausgebaut werden – mit traumhaftem Blick über Dächer, Grün- und Wasserflächen der Hansestadt. Foto: Velux GmbH
Beispiel 5: Haus neu eingekleidet und erweitert
Vorher: Ursprünglich sollte das 70 Jahre alte Häuschen in einer Düsseldorfer Siedlung abgerissen werden. Da die Bausubstanz aber noch gut war, entschieden sich die Käufer für Sanierung, Ausbau und Anbau. Foto: Rathscheck Schiefer
Nachher: Allein die äußerliche Verwandlung ist verblüffend. Der Altbau ist nun komplett mit einer Außenhaut aus Schieferplatten überzogen, unter denen sich die Wärmedämmung verbirgt. Den Kontrast dazu bilden die kubischen Anbauten mit Lärchenholzverkleidung und Gründächern. Foto: Rathscheck Schiefer
Der Altbau wurde entkernt und die Wohnfläche durch die Anbauten von 80 auf etwa 150 Quadratmeter erweitert. Durch geschickte Anordnung der Baukörper entstanden gleich drei Terrassen – und für jeden Sonnenstand der passende Freisitz. Foto: Rathscheck Schiefer
Beispiel 6: Das Haus wächst
Vorher: Das eingeschossige Haus am Hang liegt in reizvoller Landschaft nördlich des Bodensees. Es bedurfte jedoch einer Generalüberholung mitsamt energetischer Modernisierung. Außerdem wünschten sich die Bewohner mehr Wohnraum. Foto: KitzlingerHaus
Nachher: Das alte Dach wurde entfernt und mithilfe einer Konstruktion aus Stahlbetonstützen ein Stockwerk aufgesetzt. Ein Treppenhausanbau verbindet die beiden Ebenen. Außerdem wurde das Haus wurde mit einer hinterlüfteten Putzfassade gedämmt. Foto: KitzlingerHaus
Das neue Obergeschoss präsentiert sich nach Süden mit großen Schiebe-Kipp-Glastüren und einem Stahlbalkon, der über die gesamte Breite des Pultdachs abgehängt ist. Foto: KitzlingerHaus
Beispiel 7: Historische Fassade hinter Glas
Nachher: Alt und neu vereint. Das Kavaliershaus aus dem Jahr 1860 gehört zu einer barocken Gutsanlage im Weserbergland. Es wurde zum Wohnhaus umgebaut und erhielt einen zweistöckigen Glasanbau, der über einen Wassergraben auskragt. Dieser sorgt im Sommer durch die Verdunstung für eine natürliche Kühlung im Haus. Foto: Interpane
Der Glasanbau ist eine sehr elegante Lösung, um Denkmalpflege und Klimaschutz zu vereinen. Die historische Fassade blieb im Originalzustand erhalten. Der Anbau wirkt als thermischer Puffer zwischen innen und außen und spart Heizenergie. Foto: Interpane
Die effiziente Verglasung verhindert Wärmeverluste im Winter, Laubbäume und das weit vorstehende Flachdach sorgen in den Sommermonaten für Sonnenschutz. Foto: Interpane
Formen von Umbau
Wenn man ein altes Haus umbauen will, geht es fast immer darum, mehr Wohnraum zu schaffen oder die vorhandenen Flächen besser zu nutzen. Das kann auf unterschiedliche Weise geschehen. Manchmal reicht es, innerhalb des bestehenden Baukörpers Platzreserven nutzbar zu machen, zum Beispiel durch Straffen des Grundrisses, Zusammenlegen von Zimmern oder einen Dachausbau. In anderen Fällen bietet sich ein Anbau oder eine Aufstockung an. Oft werden verschiedene bauliche Maßnahmen kombiniert, zum Beispiel eine Grundrissöffnung im Altbau und zusätzlich ein kleiner Anbau. Fast immer ist bei älteren Häusern auch eine energetische Sanierung mit Dämmung, Heizungs- oder Fenstertausch notwendig, die dann gleichzeitig mit dem Umbau vorgenommen werden kann.
Kreative Umbauideen
Den Aufwand von Umbaumaßnahmen sollte man jedoch nicht unterschätzen. Im Bestand zu bauen ist eine anspruchsvolle Aufgabe, die von Fachleuten wie Architekten oder Bauingenieuren geplant und von fachkundigen Handwerkern ausgeführt werden muss. Deshalb ist Umbauen manchmal nicht wesentlich billiger als neu zu bauen. Dafür aber bietet die Verbindung von Alt und Neu besonders reizvolle architektonische Möglichkeiten und unterstreicht den individuellen Charakter des eigenen Zuhauses. Es gibt bereits viele gelungene Beispiele, mit denen Bauherren und Architekten zeigen, welches Potenzial im Umbau von Altbauten liegen kann.