Mit Wasserglas Oberflächen versiegeln
Wasserglas ist ein chemisches Mittel, das in vielen Bereichen eingesetzt wird. Etwa als Bindemittel oder in Waschmitteln. Und auch zur Abdichtung von Oberflächen im Baubereich ist Wasserglas geeignet. Es handelt sich dabei um eine wässrige Lösung, die beim Trocknen auf den behandelten Materialien eine glasartige, dichte Oberfläche hinterlässt.
Hier gibt es viel zu tun. Dort, wo Wände absanden, können sie unter Umständen mit Wasserglas stabilisiert und dann überstrichen werden. Foto: Mariusz Niedzwiedzki / fotolia.com
Wasserglas ist im Grunde nichts anderes als mit allerlei Chemikalien versetztes Glas, das zu Pulver gemahlen und in Wasser aufgelöst wird. Die Flüssigkeit kann beispielsweise mit einem Pinsel aufgetragen werden. Verdunstet das Wasser, härtet Wasserglas aus und weist dann eine glasartige, glatte Oberfläche auf. Je nachdem, welche Chemikalien verwendet werden, spricht man beispielsweise von Kaliwasserglas oder Natronwasserglas. Wasserglas gibt es als feste Masse und als gelartiges oder in Wasser gelöstes Mittel.
Für diese Zwecke eignet sich Wasserglas
Die Anwendungsmöglichkeiten von Wasserglas sind vielfältig. Bauleute und Heimwerker verwenden Wasserglas aber vornehmlich in folgenden Fällen:
Wasserglas als Abdichtung
Wasserglas dichtet Mauerwerk, Betonflächen und andere Baustoffe ab. Dazu wird es entweder direkt aufgetragen oder unter Druck in Bohrlöcher injiziert. Dazu ist allerdings nur Kaliwasserglas geeignet. Natronwasserglas verliert nach einiger Zeit seine Stabilität und ist dann auch nicht mehr wasserfest. Wasserglas bewirkt in den Poren von Beton, Putz oder Mauerwerk eine sogenannte Verkieselung. Sobald das Wasser der Lösung verdunstet ist, bleiben in den Hohlräumen weitgehend wasserunlösliche Stoffe zurück.
Wände versiegeln und Flecken verstecken
Wasserglas vergilbt nicht. Werden damit Nikotinflecken in der Wand versiegelt, bleiben diese darunter verborgen. Dann kann man drüber streichen oder neu tapezieren und die Flecken und Gerüche dringen nicht mehr an die Oberfläche. Entsprechende Flecken können auch erst bei der Renovierung ans Tageslicht treten. Versiegelt werden müssen sie dennoch, denn Nikotin ist hartnäckig und dringt möglicherweise erst nach einer Weile durch Tapeten und Farbschichten hindurch.
Poröse Untergründe grundieren
Der Zustand einer Wand zeigt sich erst, wenn Farbe, Tapeten und Putz entfernt wurden. Das ist üblicherweise nur im Zuge umfassender Renovierungsarbeiten der Fall. Dann stellen sich die alten Tonziegel vielleicht als sehr saugfähig heraus. Möglicherweise wirken die Fugen sandig und rieseln, es tauchen undefinierbare Flecken auf. Dann kann Wasserglas zur Stabilisierung beitragen und das Absanden von Mauern verhindern.
Früher wurde Wasserglas vereinzelt auch eingesetzt, um bestimmte Baustoffe, insbesondere Holz, feuerfest zu machen. Die Nachteile: Das Material konnte unter Wärmeeinfluss eintrüben, brüchig werden und machte Holz deutlich schwerer. Inzwischen gibt es dafür geeignetere Methoden. Industriell wird Wasserglas heute eingesetzt, um beispielsweise Brandschutzglas herzustellen.
So wird Wasserglas angewendet
Wasserglas gibt es im Baumarkt als konzentrierte und verdünnbare Lösung in der Ein-Liter-Flasche. Bei Internethändlern gibt es auch größere Mengen im Kanister. Wasserglas sollte allerdings nur dann verdünnt werden, wenn damit stark saugende Untergründe stabilisiert werden sollen: Das verdünnte Wasserglas dringt so tiefer in die Poren ein.
Im Außenbereich können Handwerker das Mauerwerk mit einem Hochdruckreiniger saubermachen. Foto: mrakhr / fotolia.com
Wird Wasserglas zur Versieglung, Grundierung oder Abdichtung von Mauerwerk verwendet, reinigt man zunächst die Oberflächen. Im Außenbereich kann ein Hochdruckreiniger zum Einsatz kommen, innen verwendet man eine harte Bürste, um loses Material oder Verunreinigungen zu beseitigen. Danach tränkt man die Wand oder den Putz mit Kaliwasserglas. Dazu benötigt man beispielsweise einen Quast, das ist ein großer, bürstenartiger Pinsel. Aber auch eine herkömmliche Streichrolle kann verwendet werden. Schneller und bequemer geht es mit einem Sprühgerät. Man trägt das Wasserglas mehrmals auf, muss dazwischen allerdings einige Stunden warten. Es wird empfohlen, Wasserglas mindestens 24 Stunden trocknen zu lassen, bevor man Anstriche oder Putze aufbringt. Bei Temperaturen unter 5 Grad sollte man die Arbeit auf wärmere Tage verschieben.
Nach Herstellerangaben soll bei einem einmaligen Anstrich ein Liter Wasserglas für zehn Quadratmeter Fläche reichen. Bei hoher Saugfähigkeit des Untergrundes verbraucht man deutlich mehr.
Die Werkzeuge lassen sich anschließend einfach unter fließendem Wasser reinigen.
In manchen Fällen kann Wasserglas auch Schäden anrichten! Nämlich dann, wenn die Wand feucht ist und das Wasser durch eine Imprägnierung mit Wasserglas nicht mehr austreten kann. Im schlimmsten Fall bröckelt genau der Teil der Wand ab, der mit Hilfe von Wasserglas verfestigt wurde. Auf Gipswänden oder gipshaltigen Farben darf Wasserglas nicht verwendet werden. Die beiden Stoffe reagieren chemisch, das Wasserglas platzt nach einiger Zeit ab. Schimmelbildung wird durch Wasserglas dagegen nicht begünstigt. Denn das Mauerwerk selbst wird durch die Imprägnierung vor Wasser geschützt. Die Oberfläche bildet durch den hohen pH-Wert von Wasserglas keinen geeigneten Nährboden für Schimmel.
Schutzmaßnahmen
Wasserglas ist eine starke Lauge mit einem pH-Wert von 11. Der Werkstoff ist also ähnlich alkalisch wie Haushalts-Ammoniak. Wer es verarbeitet, sollte die Hände mit Handschuhen und die Augen mit einer Brille schützen. Sprüht man das Mittel beispielsweise auf die Wand, sollte man den Nebel keinesfalls einatmen! Hat man sich dennoch benetzt, hilft nur sofortiges Abspülen mit viel Wasser. Bei Augenkontakt sollte man einen Arzt aufsuchen. Wer Wasserglas verschüttet, muss es sogleich mit Papierhandtüchern, Sägespänen, Sand oder ähnlichem aufsaugen oder mit geeigneten Mitteln wie Vermiculit oder Kieselgur binden.