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Klinker: Ein Klassiker für die Fassade

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Mit Klinker gebaute Häuser prägen seit Jahrhunderten das Gesicht vieler Regionen. Doch der besonders robuste und vielseitige Ziegel ist auch für moderne Häuser als Baustoff eine gute Wahl.

Ein Neubau mit Klinkerfassade. Foto: MaBiCeLeTa / stock.adobe.com

Das Wichtigste in Kürze

Klinker …

  • ist ein bei extrem hohen Temperaturen gebrannter Ziegelstein.
  • kann als äußere Schale für Massiv- und für Fertighäuser verwendet werden.
  • ist sehr widerstandsfähig und langlebig.
  • bietet vielfältige Gestaltungsmöglichkeiten.
  • ist als Fassadenbekleidung teurer als Putz.

Wie alle Ziegel werden Klinker aus mineralischen Tonerden oder Lehm geformt und nach dem Trocknen gebrannt. Bei mehr als 1.400 Grad Celsius schließen sich die Poren des Brenngutes. Dadurch wird Klinker sehr fest und widerständig. Bauen mit Klinker hat vor allem in einigen Regionen Norddeutschlands, aber auch in den Niederlanden oder in Skandinavien eine lange Tradition.

Klinker, Vormauerziegel, Verblender

Klinker wird als Baustoff im Hausbau vor allem für die Fassade, den sichtbaren Teil der Gebäudehülle, verwendet. Beim Aufbau der Außenwand wird unterschieden zwischen dem tragenden Mauerwerk und dem nach außen sichtbaren Vormauerwerk, auch Sicht- oder Verblendmauerwerk genannt. Die hier verwendeten Mauersteine bezeichnet man als Verblender oder Verblendsteine. Und genau hier kommt Klinker zum Einsatz.

Info

Der besonders im Süden Deutschlands gebräuchliche Begriff „Backstein“ wird manchmal als Synonym für Klinker verwendet, manchmal allerdings auch als Sammelbezeichnung Mauerziegel.

Vor- und Nachteile von Klinkerfassaden

Klinker als Verblender, beziehungsweise als Klinkerfassade bringen einige Vorteile mit sich.

  • Wetterfest: Kaum ein Baustoff hält Witterungseinflüssen so gut stand wie der hart gebrannte Klinker. Aufgrund der hohen Dichtigkeit nimmt er kaum Wasser auf, für genormte Klinker liegt die Grenze der Wasseraufnahmefähigkeit bei höchstens 6 Prozent ihrer Masse.
  • Langlebig: Eine Klinkerfassade hält bis zu 100 Jahre und in Einzelfällen auch länger.
  • Pflegeleicht: „Eine Putzfassade braucht schon nach fünf bis acht Jahren einen Neuanstrich“, erklärt Enrico Roth, Geschäftsführer der Firma Roth Massivhaus, „beim Klinker wird erst nach Jahrzehnten mal eine Reinigung fällig, und dann meist auch nur an der Wetterseite.“
  • Farbecht: Henning Többen, Architekt in Nordwalde im Münsterland, ist besonders von der dauerhaften Farbtreue des Klinkers beeindruckt: „Ein großer Vorteil gegenüber Fassadenplatten aus anderen Materialien, die oft schon nach einigen Jahren ihre Farbe verändern.“  
  • Gestaltungsvielfalt: Klinker ist längst nicht mehr auf regionaltypische Architektur beschränkt. „Verblendfassaden aus Klinker bieten sehr viele Möglichkeiten“, meint Enrico Roth, “man kann damit im traditionellen Landhausstil oder auch sehr modern bauen“, meint Enrico Roth.

Daneben gibt es aber auch einige Nachteile:

  • Höhere Kosten: Eine Fassade mit Verblendklinkern kommt Bauherren deutlich teurer als die standardmäßige Putzfassade. „Für Putz rechnen wir mit circa 80 bis 100 Euro pro Quadratmeter“, so Architekt Többen. „Für Klinker müssen Sie noch rund 80 Euro pro Quadratmeter drauflegen, je nach Klinker.“
  • Höherer Platzbedarf: Bei gleichen Dämmwerten ist für die Verblendfassade ein stärkerer Wandaufbau nötig als für eine Putzfassade, das heißt, die Wand beansprucht mehr Platz. „Das ist vielen Bauherren gar nicht bewusst“, berichtet Enrico Roth. „Bei einem großen Grundstück ist das kein Problem. Wo aber der Platz knapp ist, vor allem in der Stadt, gehen schnell ein paar Quadratmeter vom Wohnraum ab.“

Klinker passt auch zu modernen Bauformen. Foto: KB3 / stock.adobe.com

Vielfalt der Klinkersteine: Formate und Farben

Klinkersteine gibt es in vielen verschiedenen Größen und Farben. Daraus ergeben sich vielfältige Gestaltungsmöglichkeiten.

Klinkerformate

Wie alle gängigen Mauersteine kommen Klinker in genormten Formaten auf den Markt. Maßgeblich ist die DIN 1053, eine der wichtigsten Normen im Bauwesen. Neben den Maßen definiert sie unter anderem auch Anforderungen an Festigkeit und Wasseraufnahme der Steine. Zu den am häufigsten verwendeten Klinkerformaten gehören beispielsweise das Normalformat (240 mm x 115 mm x 71 mm) und das Dünnformat (240 mm x 115 mm x 52 mm). Dazu kommen Langformate mit Längenmaßen um die 500 Millimeter oder historische Formate, die vor allem für Sanierungen und Restaurierungen verwendet werden.

Eine Besonderheit sind die dünnen Klinkerriemchen von nur 10 bis 20 Millimeter Stärke. Hochwertige Riemchen werden als Scheiben von der Oberfläche des Verblendsteins abgesägt. Eine preisgünstigere, aber optisch meist weniger überzeugende Variante sind Riemchen, die industriell als Fliesen hergestellt werden. Meist werden die Klinkerriemchen als Teil eines Wärmedämmverbundsystems (WDVS) auf die Dämmschicht der Außenwand aufgeklebt, insbesondere bei Sanierung von alten Klinkerbauten. „Mit Klinkerriemchen lassen sich aber auch schöne Akzente auf Putzfassaden setzen, beispielsweise an Eingängen oder Erkern“ so Enrico Roth, „das liegt besonders bei Stadtvillen im Trend.“

Klinkerfarben

Der weiße Klinker passt hervorragend zur modernen Formgebung. Foto: Wienerberger / Jens Willbrand

Klinker werden in vielen verschiedenen Farbtönen angeboten, die auf natürliche Weise entstehen. In erster Linie ist die Beschaffenheit des Ausgangsmaterials für die Farbgebung verantwortlich. So wird die Intensität der roten Klinkerfarbe vom Eisengehalt des Tons bestimmt, Kalzium sorgt für gelbliche Töne. Auch das Brennverfahren beeinflusst die Farbe des Klinkers. Klassische Beispiele sind unter anderem die zum Teil grünlich gefärbten Torfbrandklinker, die tatsächlich mit Torf gebrannt werden oder der Münsterländer Kohlebrand mit rußigen Flecken, die durch Beigabe von Kohlepartikeln entstehen.

„Bei uns in der Gegend ist immer noch überwiegend Klinker ganz traditionell in Rot gefragt,“ sagt Henning Többen, „aber es gibt auch bei Privathäusern einen Trend zu hellen Klinkerfarben, etwa Beige.“

Mit Klinker gestalten

Friesenhaus mit gestalteter Klinkerfassade. Foto: Countrypixel / stock.adobe.de

Wie Klinker wirken, hängt auch davon ab, wie sie in der Vormauer zueinander angeordnet sind. Aus statischen Gründen werden Mauersteine nicht genau übereinander, sondern versetzt aufeinander verbaut. Je nachdem, wie gleichmäßig oder wechselhaft ein solcher Mauerwerksverband ist, ergibt er ein eher ruhiges oder lebhaftes Bild, insbesondere im Zusammenspiel mit Format und Farbe der Steine.

Von historischen Klinkerbauten kennen wir Verzierungen wie Reliefs aus vor- und zurückgesetzten Steinen oder die sogenannte Rollschicht, eine Reihe von hochkant verarbeiteten Klinkern über den Fenstern. Auch Henning Többen als Architekt in einer vom Klinker geprägten Region, arbeitet mit solchen Details. „Wir versuchen immer, traditionelle Bauweisen aufzunehmen, auch in modernen Entwürfen.“ Allerdings komme es dabei immer darauf an, mit welchen Klinkerarten man arbeitet: „Es gibt Formate mit denen man gar nichts weiter machen muss, weil der Stein einfach für sich spricht. Für mich sind das vor allem die dünnformatigen Klinker.“

Klinker und Baurecht

Bebauungspläne machen üblicherweise Vorgaben für die Gestaltung der Fassaden, die die Verwendung von Klinker betreffen können. „Dass gar keine Klinkerfassade gebaut werden darf, wird wohl die Ausnahme sein“, meint Enrico Roth. „In Berlin und Brandenburg, wo wir viele Häuser bauen, sind die Behörden in Sachen Klinker sehr offen. In Klinkerregionen wie etwa Schleswig-Holstein, muss man aber eventuell mit Einschränkungen hinsichtlich Klinkerart oder Farbton rechnen, besonders auf dem Land.“  

Für die nachträgliche Verblendung der Fassade mit Klinkern im Rahmen einer Sanierung kann eine Baugenehmigung notwendig sein. Das hängt von der Bauordnung des jeweiligen Bundeslandes ab.

Aufbau von Klinkerfassaden

Wie Klinker im Hausbau eingesetzt wird, hängt unter anderem von der Bauweise des Hauses ab, insbesondere, ob es sich um einen Massiv- oder einen Fertigbau handelt.

Massivbau - Altbau

Klinker werden im äußeren Teil der Wand, dem Vor- oder Verblendmauerwerk verbaut. Früher geschah das mit einem einfachen zweischaligen Aufbau: Eine tragende Ziegelwand mit einer Vorschale aus Klinker, dazwischen eine Luftschicht. Eine solche Wand entspricht nicht mehr den heutigen Anforderungen an die Energieeffizienz. Im Zuge von Sanierungen werden diese Klinkerhäuser entweder durch Einblasen von Isoliermaterial in die Luftschicht oder von außen mit einem Wärmedämmverbundsystem gedämmt, für ein originales Aussehen mit Klinkerriemchen als Abschluss.

Massivbau - Neubau

Im Neubau sieht der zweischalige Wandaufbau so aus:

  • tragende Wand aus Ziegel, Porenbeton oder Kalksandstein
  • Dämmschicht
  • Luftschicht
  • Verblendklinker

„Auf die Luftschicht kann man aber auch verzichten,“ erklärt Architekt Többen, „denn wir haben inzwischen bessere Dämmstoffe für eine Kerndämmung, die weniger Probleme mit Feuchtigkeit haben. Sofern der Platz dafür vorhanden ist, sollte man aber immer eine Luftschicht einplanen.“

Holzfertigbau

Auch ein Holzhaus kann mit Verblendmauerwerk gebaut werden. Analog zum Massivbau sieht der Aufbau so aus:

  • Holzrahmenbauwand mit integrierter Dämmung
  • Eventuell zusätzliche Dämmschicht
  • Luftschicht
  • Verblendklinker

Alternativ verwenden einige Fertighaushersteller auch Wärmedämmverbundsysteme mit Klinkerriemchen.

Mit den beschriebenen Wandaufbauten können Klinkerhäuser sowohl in Massiv- wie Holzbauweise auch auf hohem energetischem Standard wie dem des KfW-Effizienzhaus 50 oder 40 gebaut werden. Entscheidend für die Energieeffizienz sind die verwendeten Baustoffe, die Wandstärke sowie Art und Dicke der Dämmung.

Weitere Einsatzmöglichkeiten von Klinker

Auch die Innenseite der Hauswände lassen sich mit Klinkern oder anderen Verblendern verkleiden. So entsteht der Eindruck von offenem Mauerwerk im Wohnraum; in Verbindung etwa mit einem Naturholzboden schafft dies ein rustikales Ambiente. Hier bieten sich wiederum Klinkerriemchen an, die nicht nur einfach auf der Wand zu verkleben sind, sondern auch weniger Raum wegnehmen als ganze Verblendsteine.

Als witterungsfester, strapazierfähiger Baustoff ist Klinker auch als Bodenbelag für Sitzplätze und Wege im Garten, Auffahrten oder andere Flächen rund ums Haus bestens geeignet. Nicht nur lassen sich Pflasterklinker zu attraktiven Mustern verlegen, sondern haben im Außenbereich auch einen ökologischen Vorteil: Die Fugen zwischen den Klinkern vermeiden, dass die Flächen komplett versiegelt werden, ein Teil des Regenwassers kann weiterhin im Boden versickern.

Klinker kann auch anders eingesetzt werden: Zum Beispiel als Innenwandgestaltung … Foto: Roth-Massivhaus / Gerhard Zwickert

… oder als Pflaster für Gartenwege oder die Terrasse. Foto: epr/Arbeitsgemeinschaft Pflasterklinker e.V.