In Zeiten raren und teuren Baulands steht die Verdichtung hoch im Kurs. Dabei werden auch Grundstücke bebaut, die eigentlich zu klein oder zu schmal scheinen, um ein Haus darauf bauen zu können. Doch selbst für widrigste Umstände finden schlaue Architekten und findige Planer eine gute Lösung und die heißt nicht immer nur, ein kleines Haus zu bauen.
Bauland ist vielerorts knapp und teuer. Bauherren müssen neue Lösungen finden. Dazu gehört es, Baulücken zu schließen oder auf bereits bebauten Grundstücken ein zweites Haus unterzubringen. Das heißt: auf nicht zu viel Platz möglichst geschickt Wohnraum entstehen lassen. Planer sollten dann kreativ sein und Bauherren kompromissbereit.
Kleine Grundstücke mit dem Architekten bebauen
Je schwieriger die Ausgangslage, desto seltener greifen Standardlösungen und desto eher schlägt die Stunde des Architekten: Nur er kann komplett individuell und auf jedes Grundstück zugeschnitten planen. Das muss noch nicht einmal besonders teuer sein. Kleine Häuser bedeuten eben auch weniger Material. Verwinkelte Architektur mit Erkern und Flügeln sind auf einem schmalen Grundstück eher nicht empfehlenswert. Oft ist formal einfache Architektur die Lösung, die dank hochwertiger Materialien und moderner Strukturen dennoch für Aufsehen sorgen kann.
Fertighäuser für kleine Grundstücke
In einigen Fällen können Bauherren dennoch mit Fertig- und Typenhausanbietern bauen. Auch dort arbeiten schließlich Architekten und die angebotenen Standardmodelle lassen sich in der Regel ebenfalls individualisieren. Manche Anbieter haben spezielle Fertighäuser gerade für schwierige Grundstücke im Programm. Die sind dann etwas kleiner oder schmaler, schießen dafür in die Höhe oder bieten im Inneren platzsparende Raumlösungen.
Fertighaus Solair. Foto: Variohaus
Kundenhaus Zieler in Wien. Foto: Variohaus
Beispiel Haus Solair von Variohaus: Das Fertighaus Solair belegt in seiner Standardausführung mehr als 100 Quadratmeter Fläche. Nicht unbedingt klein. Dennoch entstand auf Basis dieses Hauses ein Kundenhaus in Wien mit lediglich 31,75 Quadratmetern Grundfläche.
Kundenhaus Weimer. Foto: Schwörerhaus
Erdgeschossgrundriss des Kundenhauses Weimer. Abbildung: Schwörerhaus
Beispiel Schwörer Haus: Schmales Grundstück und auch noch Hanglage. Schwörer Haus machte aus dem Keller echten Wohnraum. Auf Flurflächen wurde so gut es geht verzichtet. Die bebaute Fläche beträgt weniger als 70 Quadratmeter, die Fassade ist keine sechs Meter breit. Und dennoch stehen mehr als 135 Quadratmeter Wohnfläche zur Verfügung.
Minihäuser und Wohnwagen
Die HomeBox1 lässt sich mit einem LKW transportieren, mit einem Kran aufstellen, auf Betonfundamenten verankern und individuell gestalten. Drei Räume verteilen sich auf drei Etagen mit insgesamt knapp 15 Quadratmetern Fläche. Foto: Prof. Han Slawik / slawik.net
Neben klassischen Baupartnern wie Architekten oder Typenhausherstellern kommen gerade bei kleinen Grundstücken auch Anbieter von Minihäusern in Frage. Solche Minihäuser vereinen ausgeklügelt und raffiniert alles, was man zum Leben braucht, auf kleinstem Platz. Solche Häuser sind oftmals flexibel gestaltbar, modular und damit erweiterbar und können vom Eigentümer selbst aufgebaut werden – wenn der über gewisses handwerkliches Geschick verfügt und sich ein paar Helfer organisiert. Allerdings müssen Bauherren auch für Minihäuser eine Baugenehmigung einholen. Selbst wer sein Wohnmobil zu Wohnzwecken auf seinem kleinen Grundstück abstellen möchte, muss das genehmigen lassen.
Weitere Informationen zum Thema gibt's im Artikel Vielfalt in Preis und Design: Minihaus.
Kleine Grundstücke? Diese Lösungswege gibt es
Wer ein kleines, schmales oder ungünstig geschnittenes Grundstück besitzt, braucht Sonderlösungen, um darauf bauen zu können. Diese Sonderlösungen beinhalten oft folgende Elemente:
- Ab in die Höhe: 60 Quadratmeter Grundfläche auf drei Etagen schaffen Wohnraum von bis zu 180 Quadratmetern.
- Dachterrasse: Sofern es der Bebauungsplan zulässt, kann man die gesamte Grundfläche bebauen und den Garten aufs Dach verlegen. So müssen Hausbesitzer noch nicht einmal auf den Gemüsegarten verzichten.
- Innenhof: Wenn das größte Problem die enge Bebauung ist, kann ein Innenhof – auch Atrium oder Patio genannt – für Licht sorgen. Dadurch geht zwar Grundfläche verloren, dafür gelangt Licht ins Gebäude – und der Bauherr kann einen Garten genießen, der nicht auf dem Präsentierteller liegt oder aber den Blick auf hässliche Häuserrückseiten eröffnet.
- Schmale Wege: Bei Treppen und Durchgängen lässt sich Platz sparen. Die Wände können vollflächig als Regal oder Schrank genutzt werden.
- Platz sparen: Noch besser ist natürlich, Flächen, die nur zum Laufen verwendet werden, ganz wegzulassen. Bei mehrstöckigen Bauten können Treppen die Funktion der Flure mitübernehmen.
Innenleben: Wie man kleine Häuser einrichtet
Wenn das schmale Haus erst mal fertig ist, folgt als nächstes Kunststück, alle Möbel unterzubringen. Auch dafür braucht es oft maßgeschreinerte Lösungen.
- Lücken nutzen: Vielleicht ist es mit der Hilfe eines Architekten noch nicht getan und ein Innenarchitekt und Schreiner muss ins Boot geholt werden. Die entwerfen gemeinsam maßangefertigte Möbel, die jede noch so kleine Lücke ausnutzen.
- Mut zum Minimalismus: Ein kleines Zimmer kann großzügig wirken, wenn der Bewohner darauf verzichtet, es mit Möbeln und Deko vollzustellen.
- Von den Kleinsten lernen: Seit einigen Jahren gibt es Minihäuser auf dem Markt. Anbieter bringen auf wenig Raum möglichst viel geschickt unter. Solche Minihäuser sind bestenfalls für Paare ohne Klaustrophobie eine Alternative, doch von den Raumkonzepten können sich auch Großfamilien inspirieren lassen.
- Ein kleines Haus bedeutet meistens auch: kleines Bad. Doch auch diese Räume lassen sich geschickt nutzen und in kleine Wellnessoasen verwandeln. Insbesondere die Raumaufteilung kann wahre Wunder wirken. Mehr dazu: Genug Platz auf engstem Raum: Kleine Bäder gestalten
- Wenn überhaupt ein Garten vorhanden ist, dann ist er wohl klein. Wie Bauherren ihre grünen Mini-Oasen am besten gestalten: Kleiner Garten, große Wirkung: in 3 Schritten zum Traumgarten.
Wer wenig Platz hat, muss ihn optimal nutzen. Wie dieser Raum eines Minihauses, der Küche, Bad und auf der Empore ein Schlafzimmer vereint. Foto: Addictive / iStock
Kleines Grundstück kaufen: Was man beachten sollte
Kleine und komplizierte Grundstücke können sich als Schnäppchen erweisen. Wer im Kopf eine Lösung für ein Grundstück hat, auf dem sich sonst niemand zu bauen traut, kann natürlich zuschlagen. Doch Vorsicht. Generell gelten die gleichen Warnungen wie bei jedem anderen Grundstück. Dazu kommt, dass Käufer prüfen sollten, ob die geplanten Baumaßnahmen überhaupt umsetzbar sind. Denn auch die Bauwerke auf problematischen Grundstücken müssen sich an die Vorgaben halten.
Maßgeblich sind zwei Regelungen:
- Die Abstandsflächen, die in den Landesbauordnungen geregelt sind. Weitere Infos dazu im Text Grenzbebauung: So viel Abstand brauchen Haus und Garage zum Nachbarn.
- Der Bebauungsplan, der alle weiteren Details regelt. Alles dazu im ausführlichen Text Bebauungsplan: Was auf ein Grundstück gebaut werden darf.