Die Holzständerbauweise dient heute als Sammelbegriff für verschiedene Bauweisen im nicht-massiven Holzbau. Was das Besondere an dieser Bauweise ist und was Bauherren unbedingt über Holzhäuser wissen sollten.
Es gibt verschiedene Varianten des nicht-massiven Holzbaus, die im modernen Hausbau eine Rolle spielen. Allen gemein ist der Einsatz von Holz als wichtigster Baustoff, teilweise werden dabei Wand- und Deckenelemente in Trockenbauweise vorgefertigt und später auf der Baustelle zusammengesetzt.
Wer sich für ein solches Haus entscheidet, muss kein Fan von äußerlich sichtbarem Holz sein. Der Bauherr kann sein Haus auch ganz klassisch verputzen oder mit Klinkern oder Verbundplatten verschiedenster Art verkleiden.
Der Holzständerbau heute: Varianten des Holzhaus-Fertigbaus
Die Holzständerbauweise zählt in ihrem Ursprung zu den frühen Formen des Hausbaus: Senkrecht errichtete massive Holzstützen reichen vom Boden bis zum Dach und sichern die Stabilität des Gebäudes. Die Last des Hauses wird nicht über die Wände, sondern geschossübergreifend nur über die Ständer abgetragen. Diese ursprüngliche Form des Holzständerbaus wird heute nur noch für einfache Hallenbauten in der Landwirtschaft oder Logistik eingesetzt. Im privaten Hausbau finden sich folgende Weiterentwicklungen und Abweichungen:
- der Skelettbau
- der Holzrahmenbau
- die Holztafelbauweise.
Der Skelettbau
Dieser Skelettbau wird wahrscheinlich keine Wohnimmobilie. Das Prinzip ist aber das gleiche: Ein Gerüst aus Balken sorgt für Stabilität, die Wände kommen später. Foto: illustrez-vous / stock.adobe.com
Beim modernen Skelettbau sorgt ein Gerüst aus horizontalen und vertikalen Balken für die Statik des Hauses. Die Wände übernehmen wie beim Ständerbau keine lastabtragende Funktion. Das ermöglicht einen flexiblen Grundriss und schafft große Freiheit bei der Fassadengestaltung. Beliebt sind großflächige Glasfronten. Skelettbauten sprechen vor allem Liebhaber eines bestimmten Architekturstils an. Im Angebot vieler Holzfertighaushersteller haben sie deshalb einen festen Platz, allerdings eher als Nischenprodukt.
Der Holzrahmenbau
Der vorgefertigte Holzrahmen einer Wand wird angeliefert. Dämmmaterial und Wandabschlüsse werden auf der Baustelle montiert. Foto: Ingo Bartussek / stock.adobe.com
Der heutige Holzrahmenbau fällt ins Metier von Holzbaubetrieben und Zimmereien. Die grundlegenden Wand- und Geschossdeckenelemente werden dabei im Betrieb vorgefertigt und anschließend auf der Baustelle montiert und zusammengefügt.
Anders als beim Ständer- oder Skelettbau übernehmen die einzelnen Wandelemente im Holzrahmenbau lastabtragende Funktion. Sie bestehen aus einem hölzernen Riegelwerk, das oben und unten abschließt und seitlich mit Holzwerkstoffplatten verkleidet wird.
Die inneren Hohlräume, Gefache genannt, werden beispielsweise per Einblasverfahren mit ökologischen oder konventionellen Dämmstoffen befüllt und versiegelt. Alle weiteren Schritte, das Einziehen der Installationsebene, Aufbringen zusätzlicher Wärmeschutzverbundsysteme (WSV) oder Platten zur Schalldämmung, erfolgen im Holzrahmenbau dann auf der Baustelle durch den jeweiligen Fachmann.
Der Holztafelbau
Ein Kran lädt eine in der Fabrik gefertigte Rohbauwand ab. Auf der Baustelle wird aus den Wänden ein Haus zusammengesetzt. Foto: benik.at / stock.adobe.com
Die Holztafelbauweise unterscheidet sich vom Holzrahmenbau hinsichtlich des Fertigungsgrads der Bauelemente. „Schätzungsweise über 90 Prozent des Fertighausangebots in Deutschland basieren heute auf dem Holztafelbau“, berichtet Fabian Tews, Sprecher des Bundesverbandes Deutscher Fertigbau e.V. (BDF). Nach detaillierter Vorplanung werden im Werk des Fertighausherstellers passgenau großformatige Tafeln, beziehungsweise Wand-, Dach- und Deckenelemente produziert, bei denen neben der inneren Wärmedämmung auch alle anderen wichtigen Features bereits integriert sind: Schalldämmung, die Installationsebene mit Kanälen für Wasser- und Stromleitungen, Innenwandverkleidung, sogar der gröbere Außenputz. Kurz: der gesamte Wandaufbau inklusive eingebauter Fenster und Türen.
Um die großformatigen Tafeln danach auf der Baustelle zusammenzufügen, reichen meist ein bis zwei Tage. „Je nach Wunsch des Bauherrn können Häuser dann vom Anbieter noch innen und außen Schlüsselfertig gemacht werden, oder aber die Oberflächengestaltung von Boden und Wand erfolgt in Eigenleistung.“
Kellerbau bei der Holztafelbauweise
Ein Holzfertighaus kann ganz normal unterkellert werden, natürlich nicht mit Holztafeln, sondern aus Stein oder Beton. Tews: „Einige Anbieter von Fertighäusern haben Fertigkeller mit im Programm, aber es gibt auch eigens auf den Kellerbau spezialisierte Anbieter, die dann mit den Hausherstellern kooperieren.“
Die Vor- und Nachteile eines Holzfertighauses
Wer sein Eigenheim in Holzfertigbauweise errichten möchte, braucht hinsichtlich der Außen- und Innengestaltung im Vergleich zu einem Massivhaus aus Stein auf nichts zu verzichten. Der Baustoff Holz bringt allerdings einige Besonderheiten mit sich, die sich beim Hausbau vor- oder nachteilhaft auswirken.
Die Vorteile:
- Kurze Bauzeiten und hohe Planungssicherheit. Im Vergleich zum Massivhaus aus Stein entfallen beim Holzfertighaus Trocknungszeiten für ein Mauerwerk mit Putz und Mörtel. Der hohe Grad an Vorfertigung im Werk des Herstellers reduziert die Baustellenzeit auf ein Minimum.
- Von Natur aus gute Dämmwerte. Holz ist ein schlechter Wärmeleiter. Durch eine Wand aus Holz geht deshalb weniger Wärme verloren als durch viele mineralische Baustoffe gleicher Stärke. Tews: „In puncto Wärmedämmung übertreffen Holzfertighäuser die Mindestanforderungen des Gebäudeenergiegesetzes (GEG). Viele Bauherren gehen deshalb direkt einen Schritt weiter und realisieren ein Plusenergiehaus mit KfW-Förderung.“
- Ausgeglichene Luftfeuchtigkeit. Holz ist hygroskopisch, das heißt, es kann Feuchtigkeit aus der Luft aufnehmen und bei Trockenheit wieder abgeben. Im Innern des Hauses schafft das ein angenehmes und natürliches Raumklima.
- Klimafreundlichkeit. Holz ist ein natürlicher Baustoff, der sich bei nachhaltiger Bewirtschaftung selbst reproduziert. Während seines Wachstums bindet Holz CO2, das auch im Baustoff Holz und somit im Holzhaus gespeichert bleibt.
Die Nachteile:
- Niedrige Schalldämmung. Holz hat eine geringere Dichte als mineralische Baustoffe und leitet deshalb den Schall besser. Ein Holzhaus kann also hellhöriger sein als ein Haus aus Stein. Allerdings lässt sich dieser Nachteil leicht beheben, indem beim Wandaufbau entsprechende Schichten zur Schalldämmung integriert werden. Der gesetzlich vorgegebene Schallschutz wird so gewährleistet.
- Eventuell geringerer Wiederverkaufswert. „Qualitäts-Holzfertighäusern wird heute gutachterlich eine Lebensdauer von mehr als 100 Jahren bescheinigt“, unterstreicht Tews. Viele Verbraucher schreiben trotzdem einem massiven Haus aus Stein immer noch eine längere Haltbarkeit und Wertstabilität zu. Es kann deshalb sein, dass bei einem Wiederverkauf für ein Holzfertighaus am Markt ein niedrigerer Preis erzielt wird.
Die Kosten eines Holzfertighauses
Trotz Vorfertigung und kurzer Bauzeit: Wer sich für ein Holzfertighaus entscheidet, zahlt dafür am Ende nicht unbedingt weniger als für ein Massivhaus aus Stein. Pro Quadratmeter können zwischen 2.000 und 2.500 Euro gerechnet werden. Außerdem: „Die Erfahrung zeigt, dass bei Fertighäusern oft mehr Geld in eine individuelle beziehungsweise zukunftsfähige Ausstattung gesteckt wird“, berichtet Tews. Dazu gehören dann vielleicht ein Wintergarten, ein paar Gauben oder eben doch noch eine Photovoltaikanlage auf dem Dach.
Langfristig spart die hohe Energieeffizienz von Holzfertighäusern Geld bei der Heizkostenrechnung im Vergleich mit weitgehend ungedämmten Massivbauten. Und weil die Wände von Holzfertighäusern aufgrund der guten Dämmeigenschaft von Holz und des Wandaufbaus grundsätzlich etwas dünner sein können als bei einem Massivhaus aus Stein, bekommt der Bauherr auch ein bisschen mehr Wohnfläche im Vergleich zu vielen Massivbauten mit ähnlichem Dämmwert.
Dem fertigen Haus sieht man die Bauweise nicht unbedingt mehr an. Foto: js-photo / stock.adobe.com
Einen guten Anbieter finden
Die Angebote der meisten Fertighaushersteller ähneln sich in vielen Dingen. Sie alle bieten relativ hohe Planungssicherheit, eine kurze Bauzeit und gute Energieeffizienz.
Unterschiedliche Profile gibt es teils hinsichtlich der angebotenen Architekturstile. „Alle größeren Firmen verfügen über Musterhäuser am Firmenstandort oder in herstellerübergreifenden Hausausstellungen, in denen man sich vor Ort einen Eindruck von den angebotenen Häusern machen kann. Hier sollte man unbedingt frühzeitig auf Tuchfühlung gehen mit den Anbietern der Häuser, die einen am meisten ansprechen“, rät Tews.
Als Nächstes geht es um einen Vergleich der angebotenen Qualität und Leistung. Bauherren können hier auf bekannte Gütezeichen achten wie etwa das RAL Gütezeichen Holzhausbau oder auf eine Zertifizierung durch die Qualitätsgemeinschaft Deutscher Fertigbau (QDF). Damit verpflichten sich Hersteller zur Einhaltung von bestimmten technischen, funktionalen, ökologischen und ökonomischen Standards, die oft über die gesetzlichen Vorgaben hinausgehen. Tews: „QDF-zertifizierte Hersteller übergeben ihren Kunden außerdem nach Abschluss des Baus eine Hausakte, in der eine umfangreiche Anleitung zur Wartung und Instandhaltung des Hauses enthalten ist.“ Auch für etwaige spätere Umbaumaßnahmen oder einen Verkauf des Hauses sind Bauherren dank der umfangreichen Informationen und Pläne, die die Hausakte bündelt, gut vorbereitet.
Beim Vergleich verschiedener Anbieter kann sich auch ein Blick auf den Bereich Grundstücksvorbereitung oder Baustellenmanagement lohnen. Die Aufteilung, welche Leistungen hier vom Hersteller und welche vom Bauherrn zu übernehmen sind, können voneinander abweichen.
Ökologische Materialien und Baugesundheit
Wer sich vor allem wegen des Baustoffes Holz für einen Holzfertigbau entscheidet und zusätzlich Wert auf sichtbares Holz, Verwendung von ökologischen Materialien und Aspekte der Baugesundheit legt, kann in der Branche spezialisierte Hersteller finden. Besondere Wünsche oder gesundheitliche Probleme wie Allergien und Empfindlichkeiten sollten von Anfang an offen angesprochen werden. „Schlussendlich ist es im Holzfertigbau wie bei jedem Kaufabschluss“, resümiert Tews, „Man muss das Gefühl haben, dass man mit den eigenen Wünschen ernstgenommen wird.“