Heizen mit Flüssiggas: Alternative zu Erdgas und Öl
Eine Flüssiggasheizung ist in der Anschaffung nicht teurer als eine Öl- oder Erdgasheizung. Sie wird bisweilen gewählt, wenn kein Erdgasanschluss oder kein Platz im Keller für einen Öltank vorhanden ist. Dann kann der Einbau einer Flüssiggasheizung in manchen Fällen in Erwägung gezogen werden.
Flüssiggas: Eine Alternative zu Erdgas oder Heizöl. Foto: Pixelmixel/Fotolia.com Foto: Pixelmixel/Fotolia.com
Flüssiggas ist eine Mischung aus Propan- und Butangas, das unter anderem bei der Raffinierung von Erdöl sowie bei der Förderung von Erdöl oder -gas als Abfallprodukt anfällt. Anders als Erdgas verflüssigt sich dieses Gasgemisch schon bei einem geringen Druck. Das hat den Vorteil, dass es anders als Erdgas platzsparend in Tanks gelagert werden kann.
Für wen eine Flüssiggasheizung interessant ist
Gibt es am Haus keinen Erdgasanschluss und ist im Keller auch kein Platz für Öl- oder Pellettanks, bietet sich als Alternative die Flüssiggasheizung an – insbesondere auch dann, wenn andere Alternativen, etwa eine Wärmepumpenheizung, zu teuer sind. Die Drucktanks für das Flüssiggas müssen allerdings im Garten oberirdisch aufgestellt oder auch vergraben werden.
Im Vergleich mit Heizöl ist Flüssiggas wesentlich umweltfreundlicher: Der CO2-Gehalt, der bei der Verbrennung anfällt, ist deutlich geringer, es fällt kaum Ruß und Asche an und auch die Feinstaubbelastung ist niedrig. Erdgas ist allerdings in Sachen Umweltverträglichkeit die beste Wahl.
Der Tank im Garten ist derweil recht unproblematisch. Denn hat er ein Leck, wird das Flüssiggas unter normalem Druck sofort gasförmig und entweicht in die Atmosphäre. Das Erdreich und das Grundwasser werden nicht kontaminiert. Deshalb dürfen Flüssiggastanks sogar in Wasserschutzgebieten aufgestellt werden. Bei Öltanks sieht das anders aus.
Voraussetzungen für den Einbau einer Flüssiggasheizung
Um eine Flüssiggasheizung betreiben zu können, sind einige bauliche Voraussetzungen zu erfüllen:
Im Garten muss ober- oder unterirdisch Platz für das Aufstellen eines Flüssiggastanks sein. Die gängigen oberirdischen Tanks haben einen Durchmesser von 1,25 Metern bei einer Gesamthöhe von rund 1,80 Metern und sind 2,50 bis 5,50 Meter lang. Innerhalb eines Radius von drei Metern dürfen keine Zündquellen oder Kelleröffnungen sein. Der Abstand zur nächsten Gebäudewand muss mindestens einen Meter betragen.
Der Flüssiggastank darf nur bei Beachtung hoher Sicherheitsvorschriften in einem geschlossenen Raum aufgestellt werden. Ein Kellerraum erfüllt diese Anforderungen in der Regel nicht.
Der Flüssiggastank muss so aufgestellt werden, dass der Abstand zwischen geparktem Tankwagen und Tank nicht mehr als rund 25 Meter beträgt – so lang sind in der Regel die Schläuche des Tankwagens.
Im Keller oder in einem Nebenraum muss Platz für das eigentliche Heizgerät sein.
Die Feuerungsverordnungen (FeuVO) regeln die rechtlichen Voraussetzungen für Installation und Betrieb von Feuerungsanlagen. Das gilt für sämtliche Anlagen, in denen zu Heizzwecken etwas verbrannt wird (Öl, Holz, Gas) und damit auch für Flüssiggasheizungen. In manchen Fällen bedarf die Aufstellung eines Flüssiggastanks einer Baugenehmigung – das regeln die Landesbauordnungen. In vielen Bundesländern sind Tanks mit für Einfamilienhäusern üblichen Kapazitäten allerdings genehmigungsfrei.
Das kostet eine Flüssiggasheizung
Heizgeräte gibt es in vielen Preisklassen. Dabei können moderne Gasheizkessel sowohl mit Flüssig- als auch mit Erdgas betrieben werden. Neben den Kosten für das eigentliche Heizgerät fallen noch Investitionen für einen Tank an – in der Regel ab etwa 2.000 Euro plus Installationskosten, wobei die unterirdische Installation eines Tanks etwas teurer als die oberirdische ist. Wird der Tank gemietet, spart sich der Hausherr diese Kosten zunächst. Allerdings fällt in der Zukunft die Tankmiete an.
Bei einer Erdgasheizung muss zwar kein Tank gekauft werden, es fallen aber Kosten für das Legen des Erdgasanschlusses an, die oft im unteren bis mittleren vierstelligen Bereich zu veranschlagen sind. Bei einer Erdgasheizung muss zwar kein Tank gekauft werden, es fallen aber Kosten für das Legen des Erdgasanschlusses an, die oft im unteren bis mittleren vierstelligen Bereich zu veranschlagen sind. Die Gesamtinvestitionen für eine Erd- oder Flüssiggasheizung sind deshalb oft vergleichbar, bei der Miete eines Tanks ergibt sich zunächst ein Preisvorteil zugunsten von Flüssiggas.
EU-Ökodesign-Richtlinie: Schärfere Regeln für Heizkessel
Übrigens: Ab dem 26.9.2015 dürfen, von wenigen Ausnahmen abgesehen, nur noch Brennwertgeräte neu eingebaut werden. Sie sind rund zehn Prozent sparsamer als gewöhnliche Niedertemperatur-Heizkessel, da sie die in den Abgasen enthaltene Wärme nutzen können. Allerdings sind Brennwertgeräte teurer als gewöhnliche Heizkessel.
Miettank oder gekaufter Tank
Ein Miettank hat zwar den Vorteil, dass man die Anschaffungskosten für den Tank nicht selber tragen muss.Aber: „Es gibt nur ein Argument für Miettank plus Liefervertrag: Bequemlichkeit“, mahnt Dr. Aribert Peters vom Bund der Energieverbraucher. Denn ein Miettank sei oft mit einer vertraglichen Bindung an einen Gaslieferanten verknüpft und insofern teurer als andere Lösungen, lautet die Einschätzung des Experten. Ist im Vertrag nicht vereinbart, dass der Hausbesitzer auch von anderen Gashändlern Flüssiggas beziehen kann, besteht für ihn keine Möglichkeit, zu einem günstigeren Anbieter zu wechseln. Langfristig kann das Mietmodell deshalb teuer werden. Nach Beobachtungen von Verbraucherschützer Peters sind die Brennstoffpreise vom Vertragshändler oft höher als von anderen Händlern. Daneben fällt zusätzlich die Tankmiete an. Sie ist zwar meist gering, doch auch diese Kosten summieren sich im Laufe der Jahre.
Energieexperte Peters rät, den Tank selbst zu kaufen und keinen Liefervertrag mit einem Anbieter abzuschließen. Mit der Füllung kann dann jeweils der günstigste Anbieter beauftragt werden. Eine Alternative sei auch die Gründung einer Einkaufsgemeinschaft mit anderen Hauseigentümern, um jeweils die günstigsten Preise zu erzielen.
Rechtsprechung rund um gemietete Flüssiggastanks
Der Bundesgerichtshof (BGH) stellte in einem Urteil klar, dass andere Anbieter ohne Einwilligung des Tankbesitzers (Vertragshändlers) den Tank nicht befüllen dürfen (Az.: II ZR 367/02).
Vor einiger Zeit wurden zahlreiche Flüssiggasanbieter wegen Kartellabsprachen zu millionenschweren Bußgeldern verurteilt. Dagegen wurde allerdings Einspruch eingelegt. Der Kartellsenat des Bundesgerichtshofs hat entschieden, dass die Bußgelder zwar zu Recht verhängt wurden, monierte aber die Höhe der Bußgelder (Az.: KRB 60/17). Die Verfahren sind derzeit demzufolge noch nicht abgeschlossen.
Preisvergleich der gängigen Brennstoffe
Wer einfach nur die Literpreise von Heizöl und Flüssiggas vergleicht, gewinnt schnell den Eindruck, letzteres sei recht günstig. Doch so einfach ist ein Preisvergleich nicht, denn der Energiegehalt von Flüssiggas pro Liter ist deutlich geringer als der von Heizöl. Bei einem Preisvergleich darf also nicht das Volumen in Litern herangezogen werden. Relevant ist der Preis pro Energieeinheit. Ebenfalls schwierig ist der Vergleich mit Erdgas. Bei diesem rechnen die Versorger in der Regel nicht den Volumenpreis ab, sondern den Preis nach verbrauchten Kilowattstunden. Um objektiv vergleichen zu können, sollte deshalb bei allen Energieträgern der Preis pro Kilowattstunde herangezogen werden.
Die Preise für Flüssiggas schwanken – ebenso wie die für Heizöl – regional und saisonal. Im Gegensatz zu früheren Zeiten ist Flüssiggas in der Regel aber nicht mehr teurer als Öl. Etwas günstiger sind in der Regel aber Holzpellets.
Laufende Kosten einer Flüssiggasheizung
Der Tank der Flüssiggasheizung muss regelmäßig überprüft werden. Kleinere Überprüfungen sind bei oberirdischen Tanks alle zwei Jahre fällig, größere in der Regel alle zehn Jahre. Bei unterirdischen Tanks liegen die Wartungsintervalle zwischen fünf und zehn Jahren. Näheres regeln unter anderem das Produktsicherheitsgesetz und die Betriebssicherheitsverordnung. Für die kleinen Überprüfungen sind Kosten im mittleren zweistelligen Euro-Bereich zu veranschlagen. Die aufwendigeren Prüfungen kosten in der Regel um die 300 bis 500 Euro.
Wann sich eine Flüssiggasheizung finanziell lohnen kann
Trotz der im Vergleich zum Beispiel für Holzpellets oft etwas höheren laufenden Kosten kann sich eine Flüssiggasheizung dennoch lohnen. Und zwar bei besonders energieeffizienten Gebäuden. Dort ist der Energieverbrauch so gering, dass die höheren Brennstoffkosten kaum ins Gewicht fallen. Verursacht beispielsweise ein besonders energieeffizientes Haus mit einer Pellets- oder Wärmepumpenheizung jährliche Heizkosten in Höhe von 700 Euro, würden höhere Flüssiggaskosten von beispielsweise 20 Prozent lediglich 140 Euro zusätzliche Kosten bewirken. Da Pellet- oder Wärmepumpensysteme oft einige tausend Euro mehr kosten, würde es Jahrzehnte bis zur Amortisation dauern. Berücksichtigt man auch noch die Kapitalkosten, kann es in manchen Fällen sein, dass nie eine Amortisation eintritt – dann wäre die Flüssiggasheizung trotz der höheren laufenden Kosten insgesamt die günstigste Alternative.
Mit welchen Systemen lässt sich eine Flüssiggasheizung kombinieren?
Wie die meisten Heizsysteme auch, lässt sich eine Flüssiggasheizung problemlos mit einer solarthermischen Anlage kombinieren. Bereits wenige Quadratmeter Kollektorfläche auf dem Dach und ein Pufferspeicher genügen, um zumindest im Sommer und in der Übergangszeit den Warmwasserbedarf und – bei einer entsprechend größeren Dimensionierung der Solaranlage – einen Teil der Heizungsenergie zu liefern.
Vor- und Nachteile von Flüssiggas
Wie jede Heizungsart, haben Flüssiggasheizungen spezifische Vor- und Nachteile:
- Flüssiggas ist schadstoffärmer als Heizöl, aber schadstoffreicher als Erdgas.
- Flüssiggas hat einen höheren Energiegehalt als Erdgas oder Heizöl, bezogen aufs Gewicht. Bezogen aufs Volumen im flüssigen Zustand hat es allerdings einen niedrigeren Energiegehalt als Heizöl.
- Die Speicherung von Flüssiggas erfordert einen Drucktank, der teurer ist als ein druckloser Tank für Heizöl. Es entstehen also relativ hohe Erstinvestitionen.
- Bei der Miete eines Tanks sind die Erstinvestitionen dagegen niedriger als bei anderen Heizungsarten.
- Die Kosten für die Tankmiete und die Treibstoffkosten aus einem oftmals obligatorischen Abnahmevertrag sorgen allerdings für hohe Folgekosten.
- Der Drucktank muss regelmäßigen Sicherheitsprüfungen unterzogen werden. Egal, ob gemietet oder gekauft.
- Dank Tank ist der Betrieb ohne Anschluss ans Erdgasnetz möglich
- Eine Flüssiggasheizung lässt sich später einfach auf Erdgas umstellen, sobald ein Erdgasanschluss ans Haus gelegt wird
- Im Gegensatz zu Erdöl stellt Flüssiggas auch bei Außenaufstellung des Tanks keine Gefährdung des Erdreichs und Grundwassers dar, da das Gas unter Atmosphärendruck sofort gasförmig wird
- Flüssiggas fällt bei der Raffinierung von Erdöl als Nebenprodukt an. Ist aber dennoch ein endlicher und nicht regenerativer Energieträger.
- Mit Flüssiggas kann auch gekocht werden. Das ist günstiger als das Kochen mit Strom
Alternativen zur Flüssiggasheizung
Gibt es die Möglichkeit, einen anderen Energieträger als Flüssiggas zu verwenden, sollten Hausbesitzer abwägen: So seien insbesondere Pellets deutlich günstiger im Verbrauch, dafür sind Pelletheizungen teuer in der Anschaffung, erläutert Dr. Aribert Peters vom Bund der Energieverbraucher. Auch Wärmepumpenheizungen verursachen niedrigere Unterhaltskosten, doch auch hier sind die Anfangsinvestitionen höher, insbesondere dann, wenn es sich um eine der besonders effizienten Erdwärmepumpenheizung handelt.
Bevor die endgültige Entscheidung fällt, sollten Hausbesitzer also alle Möglichkeiten abwägen und Berechnungen anstellen. Dabei sollten auch mögliche Schwankungen bei den Energiepreisen berücksichtigt werden.