Häuser mit flachen Dächern bieten zwei entscheidende Vorteile: Sie können äußerst energie- und raumeffizient gebaut werden. Der größte Haken: In vielen Bebauungsplänen sind flache Dächer nicht vorgesehen.
Zeitlos, modern und je nach Ausführung sogar exklusiv: Von schlichten Bungalows über klassische Kuben bis hin zu Villen im Bauhausstil bieten Flachdachhäuser die unterschiedlichsten Gestaltungsvarianten – vorausgesetzt, im Bebauungsplan ist kein geneigtes Dach vorgeschrieben.
Besonderheiten bei Flachdächern
Auch Flachdächer haben immer eine gewisse Neigung, damit Regenwasser ablaufen kann. Trotzdem können bei Stauwasser oder liegen gebliebenem Schnee bereits minimale Undichtigkeiten zu Bauschäden durch eindringende Feuchtigkeit führen. Daher ist eine lückenlose Abdichtung von Flachdächern besonders wichtig, sonst fallen frühzeitig kostspielige Reparaturen an.
Weitere Nachteile:
- Regelmäßige Kontrollen nötig
- Wartung teurer als beim Steildach
- Schnee muss entfernt werden
- Kein zusätzlicher Dachraum vorhanden
Gefahr fürs Flachdach: Starkregen. Das Wasser sollte jetzt schnell abfließen – und natürlich nicht durch Leckagen ins Haus eindringen. Foto: Luise123 / stock.adobe.com
Auch nicht viel besser: Schnee auf dem Flachdach. Wird die Schneelast zu hoch, droht das Dach Schäden zu nehmen oder gar einzustürzen. Foto: knelson20 / stock.adobe.com
Ein großer Vorteil von Häusern mit Flachdächern ist, dass ihre Grundfläche variabler gestaltet werden kann als bei Häusern mit Steildächern. Da Einschränkungen durch Dachschrägen entfallen, können Räume im Obergeschoss leichter möbliert werden. Dachoberlichter können innenliegende Räume belichten und belüften, und über Treppenläufen je nach Treppenform Tageslicht bis ins Erdgeschoss bringen. Dachfenster sind auch als sogenannte Ausstiegsfenster erhältlich, was die Wartung der Dachfläche erleichtert. Im Gegensatz zu Steildächern eignen sich Flachdächer für verschiedene Nutzungen: zum Beispiel als Dachterrasse, als bepflanzte Grünfläche oder als Aufstellfläche für Solarmodule.
Weitere Vorteile:
- Belichtung über Dachoberlichter und Lichtkuppeln möglich
- Keine Dachschrägen, Räume dadurch voll möblierbar, mehr Stauraum
- Flachdach als Dachterrasse oder Dachgarten nutzbar
- Aufstocken um ein Vollgeschoss oder Staffelgeschoss relativ einfach möglich
Flachdächer können bepflanzt und als Gartenfläche genutzt werden. Foto: Alejandro / stock.adobe.com
Und auch für Photovoltaik oder Solarthermie eignen sich Flachdächer. Foto: Ralf Urner / stock.adobe.com
Konstruktion von Flachdächern
Grundsätzlich besteht der Aufbau eines Flachdachs aus einer tragenden Unterkonstruktion und mehreren Schichten darüber. Bei Massivbauten dient als Unterkonstruktion meist eine Stahlbetonplatte, bei Holzbauten sind es häufig horizontale, mit Holzbrettern verkleidete Sparren. Die darüber liegenden Schichten dichten das Dach gegen Feuchtigkeit und Wasser ab, dämmen es und schützen die Dichtungsbahnen und die Wärmedämmung vor Witterungseinflüssen. Dabei sind drei Aufbauvarianten üblich:
- Die belüftete Konstruktion, auch Kaltdach genannt,
- das unbelüftete Flachdach, zu dem das Warmdach …
- … und das Umkehrdach zählen.
Warmdach
Bei einem Warmdach folgen alle Schichten ohne dazwischenliegende Luftschicht direkt aufeinander. Auf die Unterkonstruktion wird häufig zuerst eine Ausgleichsschicht und darauf eine Dampfsperre verlegt, die vor eindringender Feuchtigkeit schützen soll. Die folgende Wärmedämmung besteht aus druckfesten Dämmplatten, meist Hartschaumplatten. Sie wird so verlegt, dass sich ein Gefälle von mindestens 2 Prozent ergibt. Auf die Wärmedämmung werden Dichtungsbahnen aus Bitumen oder Kunststoff aufgebracht, und darauf folgt dann eine Deckschicht, zum Beispiel eine Kiesschicht oder eine Pflanzdecke. Das Warmdach ist eine weit verbreitete Konstruktion bei Flachdächern.
Umkehrdach
Ein Umkehrdach funktioniert genauso wie ein Warmdach, allerdings liegt die Dichtungsebene unter der Wärmedämmung und die Dampfsperre entfällt. Auf die Wärmedämmung wird dann die Deckschicht aufgebracht. Der Vorteil eines Umkehrdaches besteht darin, dass die Dichtungsbahnen direkt auf der Rohdecke vollflächig verklebt werden können und die darüber liegende wasserfeste Wärmedämmung die Dichtungsbahnen vor Witterungseinflüssen schützt. Allerdings muss die Dachentwässerung besonders gut funktionieren, damit kein Wasser unter die Dämmung gelangen und dadurch die Dämmwirkung schmälern kann.
Kaltdach
Bei einem Kaltdach besteht der Dachaufbau aus zwei getrennten Schichten, zwischen denen Luft zirkuliert, die für den Abtransport von Feuchtigkeit sorgt. Meist kommt diese Konstruktion bei Holzbauten zum Einsatz. Als Unterkonstruktion dienen Dachsparren, die beidseitig mit einer dünnen Schalung verkleidet sind. Zwischen den Sparren liegt die Wärmedämmung, die nicht druckbelastbar sein muss. Sie reicht nicht bis an die Sparrenoberkanten, sodass zwischen der Dämmung und der oberen Schalungsebene Luft zirkulieren kann. Auf der Schalung werden dann Dichtungsbahnen aus Bitumen oder Kunststoff verlegt, und darauf die oberste Deckschicht.
Kaltdächer sind zwar dicker als Warmdächer, bieten allerdings auch mehrere Vorteile: Durch die Luftschicht verbessert sich der sommerliche Hitzeschutz und somit das Raumklima in den darunter liegenden Innenräumen, und auch der Wärmeschutz im Winter fällt besser aus. Zudem halten die Dichtungsbahnen länger, denn da sie belüftet sind, kann möglicherweise eindringende Feuchtigkeit verdunsten. Allerdings muss durch entsprechende Öffnungen in der Konstruktion sichergestellt sein, dass die Belüftung auch gut funktioniert.
Welche Deckschicht eignet sich für Flachdächer?
Aus welchem Material die oberste Schicht bestehen soll, ist in erster Linie von der Nutzung abhängig. Soll die Dachfläche ungenutzt bleiben, genügt eine Kiesschicht. Diese dient als Auflast gegen Windsog, schützt die darunter liegenden Dichtungsbahnen gegen UV-Licht und verstärkt die Wirkung der Dämmschicht. Man kann ein Flachdach jedoch auch begrünen. Soll die Dachfläche begehbar sein und zum Beispiel als Terrasse oder als Dachgarten genutzt werden können, ist der konstruktive Aufwand höher und entsprechend auch die Kosten.
Dachbegrünung – extensiv und intensiv
Ein begrüntes Dach wertet nicht nur optisch ein Gebäude auf, sondern es schützt auch die Dachkonstruktion und die Dichtungsbahnen und verbessert den Wärmeschutz. Zudem trägt es zur Verbesserung des Mikroklimas bei und unterstützt den natürlichen Wasserkreislauf, da der Überschuss an aufgefangenem Regenwasser nicht auf einmal, sondern zeitversetzt an die Regenrinne abgegeben wird. Ein begrüntes Dach muss besonders sorgfältig abgedichtet sein: dazu wird auf die Dichtungsbahnen eine Wurzelschutzschicht und eine weitere Schutzlage, zum Beispiel in Form einer Fasermatte, verlegt, sowie ein Drainageelement und eine Filterschicht. Die Dicke des nun folgenden Substrats für die Vegetationsschicht hängt von der Art der Begrünung ab. Man unterscheidet je nach Pflegeaufwand und Bepflanzung eine extensive von einer intensiven Begrünung.
Extensive Dachbegrünung
Extensiv begrünte Dächer erfordern nur einen minimalen Pflegeaufwand und müssen lediglich ein bis zwei Mal pro Jahr zur Wartung betreten werden. Für extensiv begrünte Dächer kommen nur Pflanzen infrage, die robust gegen die Witterung sind und die mit wenig Wasser und einem geringen Angebot an Nährstoffen auskommen. Derartige Pflanzen, zum Beispiel Moose, Gräser und Kräuter, erhalten sich selbst und müssen nicht bewässert werden. Die Dicke des Substrats liegt zwischen 6 und 15 Zentimeter.
Intensive Dachbegrünung
Intensiv begrünte Dächer können als Dachgarten genutzt werden, in den sich auch Terrassenflächen mit Sitzgruppen integrieren lassen. Für eine intensive Dachbegrünung steht eine große Auswahl an Pflanzen zur Verfügung. Neben Rasenflächen und Gräsern können auch Stauden und Sträucher, je nach Untergrund sogar manche Bäume gepflanzt werden. Der Aufwand für die Pflege zum Beispiel durch Bewässern, Düngen und Unkraut jäten entspricht dem für einen normalen Garten. Die Dicke des Substrats beträgt bei der intensiven Dachbegrünung je nach Art der Bepflanzung zwischen 15 und 25 Zentimeter.
Vorteile einer Flachdachbegrünung
- Zusätzlicher Schutz der Dachabdichtung
- Zusätzliche Dämmwirkung gegen Kälte und Hitze
- Zusätzlicher Schutz gegen Lärm
- Kühlung der darunter liegenden Räume
- Unterstützung des natürlichen Wasserkreislaufs
- Förderung eines gesunden Mikroklimas
Photovoltaik und Solarthermie auf einem Flachdach
Flachdächer eignen sich sehr gut zum Aufstellen von Solarmodulen, sowohl für Photovoltaik als auch für Solarthermie. Der Vorteil besteht darin, dass Aufstellwinkel und Ausrichtung frei wählbar sind und nicht wie bei einem Steildach von der Dachneigung abhängen. Die Solarmodule werden auf einem Gestell befestigt, das wiederum auf der Dachfläche zum Schutz vor Windlast meist verankert werden muss. Durch die nötigen Abstände zwischen den schräg aufgestellten Modulen kann zwar die vorhandene Dachfläche nicht vollständig ausgenutzt werden, dafür ist aber die Fläche zwischen den Modulen für Wartung und Reinigung leicht zugänglich.
In der Regel werden Solarmodule nach Süden mit einem Neigungswinkel zwischen 15 und 35 Grad ausgerichtet. Bei einem steileren Winkel würden sich die Module gegenseitig verschatten und zudem eine größere Angriffsfläche für Wind bieten. Es ist jedoch auch eine Aufstellung in Ost-West-Richtung möglich, um Strom gezielt dann zu gewinnen, wenn man ihn am meisten benötigt, also morgens und abends. Solarmodule können natürlich auch flach verlegt werden. Allerdings sind flach verlegte Module weniger effektiv und zugleich anfälliger für Verschmutzung.
Besonders vorteilhaft ist es, Solarmodule auf einem begrünten Dach aufzustellen, da sich durch den Kühlungseffekt der Pflanzenschicht die Dachfläche weniger aufheizt, was die Leistungsfähigkeit einer Solaranlage erhöht. Allerdings muss das Dach das Gewicht der Vegetationsschicht und der Solarmodule tragen können.
Kosten eines Flachdachs
Ein gedämmtes Flachdach kostet je nach Aufbau 100 bis 200 Euro pro Quadratmeter Dachfläche ab Rohdecke. Für ein extensiv begrüntes Dach können je nach Aufbau rund 100 Euro pro Quadratmeter dazukommen, für ein begehbares Dach bis zu 150 Euro pro Quadratmeter. Da Flachdächer regelmäßig überprüft und instandgehalten werden müssen, entstehen hierfür weitere Kosten.