Dampfsperre richtig anbringen
Eine Dampfsperre schützt Dämmschicht und Bauteil vor eindringender Feuchtigkeit – und ist dennoch so manches Mal Ursache für weitreichende Feuchteschäden. Schließlich unterlaufen beim Einbau einer solchen diffusionsdichten Folie so manche Fehler.
Ob Geschossdecke oder Dach: Um Folgeschäden zu vermeiden, muss beim Anbringen der Dampfsperre äußerst gewissenhaft gearbeitet werden. Foto: Heinz Waldukat/Fotolia
Eine Dampfsperre ist – vereinfacht gesprochen – die Schutzhülle der Wand- oder Dachdämmung. Richtig angebracht sorgt die Folie aus Aluminium oder Polyethylen dafür, dass kein Wasserdampf in das Dämmmaterial eindringen kann. Nehmen Bauherren oder Renovierer das Dämmen selbst in die Hand, ist dabei eine der großen Fehlerquellen das richtige Anbringen der Dampfsperre: In der Theorie ist dies verhältnismäßig einfach – in der Praxis unterlaufen aber häufig Fehler mit weit reichenden Folgen.
Dampfsperren – wieso, weshalb, warum?
Wohnen, kochen, duschen, baden und selbst atmen, das alles verursacht feuchte, warme Luft. Kann die entstandene Feuchtigkeit nicht entweichen, schlägt sie sich an der kältesten Stelle im Raum nieder und kondensiert dort. Ein Teil der warmen Raumluft strömt durch die Wand nach draußen und kühlt auf ihrem Weg ab. Auch dabei kann sich Tauwasser bilden – das Schimmelbildung oder weitere Feuchteschäden in der Baukonstruktion verursachen kann.
Um diese Luftströmungen einzudämmen oder ganz zu unterbinden, werden diffusionsoffene, diffusionshemmende oder gar diffusionsdichte Folien eingebaut. Vor allem beim Dachausbau, beim Bau eines Holzhauses oder beim Errichten eines Fertighauses in Holzständerbauweise sind diese Folien unerlässlich, um Dämmung und Holzkonstruktion vor eindringender Feuchtigkeit zu schützen.
Eine lückenlose Luftdichtheitsschicht des Hauses wäre dabei wünschenswert. Mit einer korrekt verbauten Dampfsperre lässt sie sich erreichen. Theoretisch müssen bei der Montage einer Dampfsperre, also einer diffusionsdichten Folie, nur zwei Grundregeln beachtet werden:
- Die Dampfsperre wird immer auf der warmen Seite eines Bauteils eingezogen, ist also stets dem Innenraum zugewandt.
- Die Dampfsperre muss 100-prozentig dicht sein, kleinste Undichtigkeiten können zu gravierenden Schäden führen.
Vor allem der zweite Punkt führt in der Praxis jedoch immer wieder zu Problemen.
Nicht jeder Dämmstoff muss mit einer Dampfsperre oder Dampfbremse kombiniert werden. Bei einer Innendämmung mit Kalziumsilikatplatten kann beispielsweise meistens auf eine solche Folie verzichtet werden.
Dampfsperre richtig einbauen
Bei der Aufsparrendämmung wird die Folie direkt auf die Sparren und unter das Dämmmaterial verlegt. Foto: Alterfalter - fotolia.com
Eine Dampfsperre muss zu 100 Prozent dicht sein. Besondere Sorgfalt gilt also den Foliennähten sowie den Anschlussstellen an Fenster oder Steckdosen.
Wo die Dampfsperre eingebaut wird, ist abhängig von der Dämmart. Bei einer umfassenderen Dachsanierung wird meist direkt auf den Sparren gedämmt. In diesem Fall wird die Dampfsperrfolie oberhalb der Sparren direkt auf den Sparren verlegt oder in eine Vollschalung eingebaut. Erfolgt die Dämmung zwischen den Sparren, liegt die Folie raumseitig unterhalb der Sparren. Bei einigen Sanierungsfällen müssen Dampfsperren auch von außen geschlauft über die Sparren verlegt werden. Dann sind meist besondere Systeme zu verbauen – und es sollte in jedem Fall der Profi ran.
Hier erfahren Sie mehr über die verschiedenen Dämmweisen – und wie Heimwerker diese selber machen können:
Beim Befestigen der Dampfsperre wird die Folie zwangsläufig beschädigt. Ein Dichtband schließt die kleinen Löcher. Foto: DEUTSCHE ROCKWOOL Mineralwoll GmbH & Co. OHG
Die diffusionsdichte Folie kann ganz einfach am Sparren festgetackert werden. Foto: DEUTSCHE ROCKWOOL Mineralwoll GmbH & Co. OHG
Die Überlappungen zwischen den einzelnen Folienbahnen können mit einem speziellen Klettband verschlossen werden. Foto: SAINT-GOBAIN ISOVER G+H AG
Nachdem das Dämmmaterial aufgebracht wurde, geht es ans Anbringen der Dampfsperre, die in der Regel aus Aluminium oder Polyethylen besteht.
- Die Montage der Folie erfolgt entweder parallel zu den Sparren oder parallel zur Traufe. Unabhängig von der Laufrichtung sollten sich die Folienbahnen jeweils mindestens zehn Zentimeter überlappen. Dabei darf die Folie nicht unter Spannung stehen, sondern einige Zentimeter durchhängen. Ans Mauerwerk wird die Folie daher durch Materialzugabe angeschlossen.
- Zur Befestigung wird üblicherweise ein abdichtendes Tackerband auf die Sparren geklebt. Wird die Folie dann mit Tackerklammern oder Breitkopfstiften an den Sparren befestigt, sorgt dieses Band für die nötige Luftdichtigkeit. Beim Übergang der Dachfläche zum Giebel wird die Folie durch ein Dichtband befestigt. Dabei gilt es Falten zu vermeiden. Endgültig fixiert wird die Dampfsperre aber erst durch die Unterkonstruktion der Innenbekleidung.
Bei der Abdichtung der Übergänge zum Mauerwerk sollte man darauf achten, dass die Folie nicht unter Spannung steht. Foto: DEUTSCHE ROCKWOOL Mineralwoll GmbH & Co. OHG
Durchlässe sind stets besonderes sorgfältig abzudichten. Foto: DEUTSCHE ROCKWOOL Mineralwoll GmbH & Co. OHG
Die einzelnen Materialien – wie Folie, Klettband oder Montagekleber – sollten gut aufeinander abgestimmt sein. Foto: tesa SE
- Abschließend müssen Durchbrüche und Anschlussstellen fixiert und abgedichtet werden. Dies erfolgt entweder durch speziellen Kleber oder durch geeignetes Dichtband. Rohrdurchbrüche werden am besten mit einem separaten Flansch aus dem gleichen Material abgedichtet, Fenster mit separaten Bahnenstreifen angeschlossen. Um die Dampfsperre möglichst selten zu durchstoßen, empfiehlt es sich eine Installationsebene zwischen Folie und Innenbekleidung zu schaffen. Schließlich kann durch jedes Tackerloch und jede Steckdosenöffnung Feuchtigkeit in die Dämmung gelangen und nicht mehr entweichen.
Die Konterlattung fixiert die Dampfbremse endgültig. Beim Verschrauben darauf achten, dass immer nur auf den Sparren geschraubt wird. Foto: DEUTSCHE ROCKWOOL Mineralwoll GmbH & Co. OHG
- Zum Abschluss wird die Konterlattung aufgebracht. Diese dient als Abstandshalter zwischen Dampfsperre und Rauminnenwand. Nur so kann eine ausreichende Luftzirkulation gewährleistet werden. Auf der Konterlattung kann nun die Innenwand aufgebracht werden.
Fehlerquellen, Mängel und deren Vorbeugung
Schlechte Anschlüsse: Damit Dampfsperre oder Dampfbrems ihre Funktion erfüllen kann, müssen sie lückenlos verklebt sein. Foto: Verband Privater Bauherren (VPB)
Weist eine Dampfsperre geringste Undichtigkeiten auf, so kann dies gravierende Folgen haben: Schimmelbildung, Herabsetzung der Dämmfunktion und Wärmeverlust durch Zugluft. Und selbst Schäden an tragenden Bauteilen durch die eindringende Feuchtigkeit sind nicht auszuschließen. Um Undichtigkeiten vor Aufbringen der Innenwand aufzuspüren, führen Fachleute einen so genannten Blower-Door-Test durch.
Achtung: Auch wenn die Innenwände angebracht sind, muss in diesen Räumen auf die Dichtigkeit der Dampfsperre geachtet werden. Wer Bilder aufhängt oder Möbel anbringt, kann dabei die Dampfsperre durchlöchern.
Damit Feuchtigkeit erst gar nicht ins Bauteil oder die Dämmung eindringt, müssen undichte Stellen verklebt werden. Besonderes Augenmerk sollte gelegt werden auf:
- Anschluss der Dampfbremse an das verputzte Mauerwerk.
- Überlappungen der Dampfbrems- bzw. Dampfsperrbahnen oder Stöße von Holzwerkstoffplatten.
- Runde und eckige Durchdringungen wie zum Beispiel für Elektrokabel, Rohre, Balken, Ecken und Fenster.
- Sockel-Anschlüsse.
Dampfbremse vs. Dampfsperre – welche Folie ist besser?
So mancher vermutet, dass eine Dampfsperre Bauteile besser vor eindringender Feuchtigkeit schützt – schließlich dichtet sie die Konstruktion vollständig ab und verhindert eine Durchfeuchtung. Die Krux daran ist: In vielen Fällen ist erst die Dampfsperre die Ursache für massive Feuchteschäden!
Zumeist liegt das an Ausführungsmängeln. Die Problemstellen sind dabei Anschlüsse zum Beispiel an Fenstern oder auch Durchdringungen für Steckdosen oder Rohre. Diese bekommt man selten wieder richtig dicht. In manchen Fällen wird die Wärmedämmung feucht eingebaut und die perfekt angebrachte Dampfsperre verhindert, dass das in den Bauteilen enthaltene Wasser entweichen kann. Eine undichte – oder eben auch eine zu dichte – Dampfsperre gehört daher zu den zehn häufigsten Baumängeln.
Aus diesem Grund wird mittlerweile weitestgehend auf Dampfsperren verzichtet und stattdessen eine Dampfbremse eingebaut. Auch wenn die beiden Begriffe umgangssprachlich meist synonym verwendet werden, wird in den entsprechenden Normen und Richtlinien klar zwischen den Materialien getrennt. Dabei dient der sd-Wert als wichtigstes Unterscheidungsmerkmal. Dieser Wert benennt die wasserdampfdiffusionsäquivalente Luftschichtdicke, die zeigt, wie viel Widerstand ein Baumaterial der Wasserverdunstung leistet. Dieser Sperrwert berechnet sich wie folgt:
sd-Wert = werkstoffspezifischen Wasserdampfdiffusionswiderstandszahl μ * Dicke des Werkstoffes s (in m)
sd-Wert
= werkstoffspezifischen Wasserdampfdiffusionswiderstandszahl μ * Dicke des Werkstoffes s (in m)
[Die µ-Werte für die gebräuchlichsten Baustoffe sind in der DIN EN ISO 12572 Wärme- und feuchtetechnisches Verhalten von Baustoffen und Bauprodukten angegeben. Der Wert spiegelt sich in der Wärmeleitgruppe (WLG) oder auch Wärmeleitfähigkeitsstufe (WLS) wider.]
Art der Luftdichtheitsfolie | sd-Wert der Folie |
---|---|
Unterspannbahn, diffusionsoffen | < 0,5 m |
Dampfbremse, diffusionshemmend | 2 - 1.500 m |
Dampfsperre, diffusionsdicht | > 1.500 m |
FAQ Dampfsperre
Ist eine Dampfsperre wirklich notwendig oder reicht auch eine Dampfbremse?
In den meisten Fällen reicht eine Dampfbremse. Eine Dampfsperre kann sogar kontraproduktiv sein, weil kleinste Fehler bestraft werden. Dringt irgendwo durch ein noch so kleines Loch Feuchtigkeit durch die Dampfsperre in die Dämmung und breitet sich dort aus, kann sie kaum noch entweichen. Die Dampfbremse lässt mehr Feuchtigkeitsaustausch zu. Eine Dampfsperre ist deswegen nur in Feuchträumen angebracht, andernfalls reicht eine Bremse vollkommen.
Ich will meine Dachdämmung erweitern, wo kommt die Dampfsperre hin?
Die Dampfsperre oder Dampfbremse schützt das Dämmmaterial vor Feuchtigkeit im Innern. Die Folie kommt also innen zwischen Dämmmaterial und Verkleidung.
Kann ich die Dampfsperre auch zwischen zwei Lagen Dämmschicht anbringen?
Heimwerker sollten sich mit alternativen Dämmaufbauten besser zurückhalten. Ist der Standardaufbau nicht möglich sollten Dämmprofis engagiert werden.
Wie bringe ich die Dampfsperre an, ohne sie zu zerstören?
Die Dampfsperre oder Dampfbremse wird an den Dachsparren befestigt. Damit hierbei keine Löcher gerissen werden, kann auf dem Sparren ein Dichtungsband verklebt werden, dann folgt die Folie, die entlang des Dichtungsbandes befestigt wird.
Wie gehe ich vor, wenn ich Elektroanschlüsse oder dergleichen legen muss?
Im Optimalfall wird die Installationsebene zwischen Dampfbremse und Verkleidung eingeplant. Geht das nicht oder müssen die Kabel dennoch die Folie kreuzen, gibt es im Baumarkt oder Internet spezielle Einsätze, durch die die Kabel hindurchgeführt werden können, ohne dass die Folie einreißt und ohne die Schutzfunktion der Folie zu mindern.
Wie bringe ich die Wandverkleidung an, ohne die Dampfsperre zu zerstören?
Auf den Dachsparren wird ein Dichtungsband verklebt und entlang dieses Bandes wird auch die Dampfsperre oder Dampfbremse befestigt. Nun folgt eine Querlattung die ebenfalls am Dichtungsband befestigt werden kann. Ansonsten sollte es auch ausreichen, die Folie zwischen Querlattung und Sparren einzuklemmen. Je nach Bedarf folgt noch eine Konterlattung, an der dann die Verkleidung angebracht werden kann. Hierbei sollte auf die richtigen Schrauben geachtet werden. Sind sie zu lang, durchstoßen sie Konterlattung, Querlattung und Folie. Heimwerker addieren die Dicke der Verkleidung und der Lattung und ziehen fünf Millimeter Spielraum ab. Können die Schrauben der errechneten länge das Gewicht der Verkleidung nicht tragen, wird eine dickere Lattung benötigt.
Ist Dampfsperrfolie wirklich nur 24 Monate lichtbeständig?
Das kommt auf das Material an und kann beim Hersteller der Folie erfragt werden. Letztendlich ist das aber irrelevant, denn eine Dampfbremse oder Dampfsperre ist ohnehin nicht als abschließendes Element zum Raum hin geeignet. Wird der Dachboden nicht genutzt, wird auch keine Folie benötigt. Andernfalls müssen die Dämmung und Dampfsperre ohnehin zum Raum hin verkleidet werden.