Balkonkraftwerk: Für wen lohnt sich die Anschaffung der kleinen Solaranlage
In einer Zeit, in der die Stromkosten stark schwanken, bieten Balkonkraftwerke eine willkommene Gelegenheit für Hausbesitzer und Mieter, einen Teil ihrer Energie selbst zu erzeugen. Diese kompakten Solaranlagen, die auf dem Balkon installiert werden können, sind eine effektive Möglichkeit, den Stromverbrauch zu senken und sich gegen steigende Energiepreise zu schützen. Aber lohnt sich diese Investition wirklich?
Am 16. August 2023 verabschiedete die Regierung ein wichtiges Gesetzespaket, das unter anderem die Installation und Nutzung von Balkonkraftwerken vereinfacht. Die Gesetzgebung, die voraussichtlich Anfang 2024 in Kraft treten wird, soll eine Reihe von Erleichterungen für Eigenheimbesitzer und Mieter bringen.
Gesetzesänderungen speziell für Balkonkraftwerke
Die Anmeldung von Balkonkraftwerken beim Netzbetreiber wird möglicherweise überflüssig. Zudem dürfen bald Geräte mit einer Gesamtleistung von bis zu 2000 Watt und Wechselrichtern mit bis zu 800 Voltampere angeschlossen werden. Außerdem wird die Zeit bis zur Installation eines Zweirichtungszählers durch die Duldung rückwärtslaufender Stromzähler überbrückt.
Stärkung der Rechte von Mietern und Wohnungseigentümern
Die neuesten Anpassungen im Miet- und Wohnungseigentumsgesetz, die ebenfalls Anfang 2024 wirksam werden könnten, heben die Position von Mietern und Eigentümern deutlich. Balkonkraftwerke werden Teil des „Katalogs der privilegierten baulichen Veränderungen“, wodurch die Zustimmung der Vermieter oder der Eigentümergemeinschaft für deren Installation nicht mehr zwingend erforderlich ist, solange die baurechtlichen Normen eingehalten werden.
Anstehende Änderungen im Bereich der Steckertechnologie
In Zukunft könnte auch die Verwendung herkömmlicher Schukostecker für Balkonkraftwerke erlaubt werden. Diese Änderung wird jedoch nicht durch neue Gesetze, sondern über technische Normen realisiert.
Grundbegriffe rund um das Balkonkraftwerk erklärt
Was versteht man unter 'Balkonkraftwerk'?
Ein Balkonkraftwerk ist eine kleine Photovoltaikanlage, die einfach über eine Steckdose mit dem häuslichen Stromnetz verbunden wird. Solche Anlagen bestehen meist aus ein oder zwei Paneelen und sind einfacher zu handhaben als große Dachanlagen.
Funktionsweise von Balkonkraftwerken
In der Regel setzt sich ein typisches Balkonkraftwerk aus ein bis zwei Solarmodulen zusammen. Derzeit ist die Gesamtleistung dieser Module auf maximal 600 Watt Peak begrenzt. Der Wechselrichter spielt eine entscheidende Rolle, indem er die erzeugte Leistung auf diese Obergrenze drosselt.
Die Solarmodule wandeln Sonnenlicht direkt in Gleichstrom um, welcher durch den Wechselrichter in nutzbaren Wechselstrom umgewandelt wird. Dieser Strom kann theoretisch direkt über eine einfache Steckverbindung ins häusliche Stromnetz eingespeist werden.
Ab Januar 2024 wird es erlaubt sein, Module mit einer Gesamtleistung von bis zu 2.000 Watt zu installieren, wobei der Wechselrichter die Ausgangsleistung auf 800 Voltampere limitiert. Dies ermöglicht es, Alltagsgeräte wie Kühlschränke oder Fernseher effizient zu betreiben, wobei der produzierte Strom vorrangig genutzt wird, bevor auf das reguläre Stromnetz zurückgegriffen wird.
Installation eines Balkonkraftwerks: Wer darf es?
Seit 2017 ist es laut der VDE-Norm 0100-551-1 auch Laien gestattet, ein Balkonkraftwerk mit einer Leistung von bis zu 600 Watt Peak selbst zu installieren. Zukünftig soll die Grenze auf 2.000 Watt mit einer Wechselrichterleistung von bis zu 800 Voltampere erhöht werden.
Mieter müssen jedoch die Zustimmung ihres Vermieters einholen, bevor sie ein Balkonkraftwerk auf Balkon oder Terrasse installieren. Bewohner von Mehrfamilienhäusern benötigen zudem die Genehmigung der Wohnungseigentümergemeinschaft, insbesondere wenn bauliche Anpassungen wie das Bohren in die Fassade notwendig sind.
Dimensionierung von Balkonkraftwerken
Aktuell dürfen Balkonkraftwerke eine maximale Einspeiseleistung von 600 Watt Peak nicht überschreiten, um eine Überlastung des Hausnetzes zu vermeiden. Der Wechselrichter reguliert dabei die Leistung, sodass auch bei schlechtem Wetter ausreichend Strom für den Haushalt bereitgestellt werden kann, ohne das Netz zu überlasten.
Ab 2024 sollen jedoch größere Balkonkraftwerke mit einer Kapazität von bis zu 2.000 Watt und einer Wechselrichterleistung von 800 Voltampere installiert werden dürfen.
Kosten eines Balkonkraftwerks
Ein Balkonkraftwerk kostet im Vergleich zu größeren Photovoltaikanlagen deutlich weniger, liefert jedoch entsprechend weniger Strom. Die Preise für ein Modul bis zu 600 Watt Peak variieren zwischen 400 und 1.000 Euro. Seit 2023 ist die Umsatzsteuer auf Balkonkraftwerke abgeschafft worden, um den Kauf weiter zu fördern.
Im Lieferumfang enthalten sind in der Regel das Montagematerial, ein Wechselrichter und ein Wieland-Stecker, der es ermöglicht, den erzeugten Strom direkt in das hausinterne Netz einzuspeisen. Viele Anbieter gewähren auf ihre Solarmodule Garantien von 25 bis 30 Jahren. Zudem besteht mittlerweile auch die Option, diese Geräte zu mieten, wobei eine genaue Kalkulation notwendig ist, um die Wirtschaftlichkeit einer solchen Miete zu bestimmen.
Zusätzliche Kostenfaktoren bei einem Balkonkraftwerk
Die Anschaffung eines Balkonkraftwerks bringt neben dem Kaufpreis zusätzliche Ausgaben mit sich, die vorab berücksichtigt werden sollten:
Installation
Obwohl die Hersteller oftmals betonen, dass die Montage der Solarpanele auch von Laien durchgeführt werden kann, erfordert eine effiziente und optimale Ausrichtung der Anlage meist das Fachwissen von Profis. Diese professionelle Installation kann die Anschaffungskosten beträchtlich erhöhen, insbesondere wenn noch kein Stromanschluss vorhanden ist.
Wieland-Steckerbuchse
Viele Haushalte sind nicht mit einer Wieland-Steckerbuchse ausgestattet, die für den Anschluss eines Balkonkraftwerks erforderlich ist. Die Installation durch einen Elektroinstallateur ist notwendig und verursacht zusätzliche Kosten. Zukünftig könnte diese Notwendigkeit entfallen, und ein gewöhnlicher Schuko-Stecker könnte ausreichen. Das genaue Datum dieser Änderung steht jedoch noch aus.
Elektrische Anbindung
Falls noch kein Stromanschluss auf dem Balkon oder der Terrasse vorhanden ist, müssen Kabelverlegungen durchgeführt werden, was erhebliche Kosten verursachen kann. Die Zustimmung des Vermieters oder der Wohnungseigentümergemeinschaft ist hierfür unerlässlich.
Stromzähleranpassung
Das Einspeisen des selbst erzeugten Stroms kann bei älteren Stromzählern dazu führen, dass diese rückwärts laufen. Dies ist momentan noch untersagt. Mit anstehenden Gesetzesänderungen könnte dies jedoch temporär geduldet werden, bis ein geeigneter Zweirichtungszähler installiert wird.
Einsparpotenzial durch ein Balkonkraftwerk
Trotz fallender Strompreise kann die Investition in ein Balkonkraftwerk sich lohnen. Mit einem 600 Watt starken Balkonkraftwerk können jährlich etwa 550 kWh Strom erzeugt werden, was den Energiebedarf eines Vier-Personen-Haushalts um 10 bis 20 Prozent reduzieren kann.
Kosten-Nutzen-Rechnung
Angenommen, der Strompreis liegt bei 0,29 Cent pro kWh, kann ein einzelnes Modul eine jährliche Ersparnis von etwa 79,75 Euro bringen, während zwei Module eine Ersparnis von 159,5 Euro ermöglichen könnten. Die Amortisationszeit verlängert sich jedoch, wenn Installationskosten berücksichtigt werden.
Aufbau eines Balkonkraftwerks: Wichtige Überlegungen
Vor der Installation eines Balkonkraftwerks sollten Mieter die Zustimmung ihres Vermieters einholen und den Mietvertrag prüfen. Eigentümer in Mehrfamilienhäusern müssen ebenfalls die Zustimmung ihrer Eigentümergemeinschaft einholen.
Obwohl Balkonkraftwerke oft als „Plug and Play“-Lösungen beworben werden, erfordert die Installation in der Praxis häufig die Expertise eines Elektrikers, insbesondere bei der Installation von speziellen Steckdosen und der Anpassung von Stromzählern.
Wahl des richtigen Standorts
Für die maximale Effizienz eines Balkonkraftwerks ist ein sonnenreicher, möglichst schattenfreier Standort ideal. Ein nach Süden ausgerichtetes Modul mit 30 Prozent Neigung kann optimalerweise etwa 300 kWh pro Jahr produzieren.
Die Effektivität eines Balkonkraftwerks kann jedoch regional variieren, wobei Standorte im Norden Deutschlands aufgrund geringerer Sonneneinstrahlung mit einer um etwa 10 Prozent reduzierten Energieausbeute rechnen müssen. Die geringere Sonnenintensität im Winter führt zudem zu einer weiteren Reduzierung der Stromproduktion.
Zur Bestimmung der Grundlast eines Haushalts kann ein Energieverbrauchsmessgerät zwischen die Haushaltsgeräte geschaltet werden. Dies hilft, versteckte Energieverbraucher zu identifizieren und die gesamte Grundlast, die sich in Deutschland auf etwa 100 Euro jährlich pro Haushalt beläuft, zu ermitteln.
Nutzung eines Balkonkraftwerks mit Batteriespeicher
Viele Anbieter haben begonnen, Balkonkraftwerke mit integrierten Batteriespeichern zu verkaufen. Diese Systeme sind in der Regel kostspieliger und ihre Wirksamkeit in der Praxis oft begrenzt, da die Leistung eines durchschnittlichen Balkonkraftwerks hauptsächlich ausreicht, um die kontinuierliche Grundlast eines Haushalts zu decken. An den meisten Tagen reicht die Energieproduktion nicht aus, um zusätzlich einen Batteriespeicher zu laden. Die Rentabilität solcher Systeme innerhalb der üblichen Produktgarantiezeit ist daher selten gegeben.
Mit den neuen Modellen, die bis zu 2000 Watt leisten können, sieht die Situation anders aus. Theoretisch könnte diese höhere Energieerzeugung genutzt werden, um Batteriespeicher effektiv zu laden und auch abends Geräte wie Fernseher autonom mit Strom zu versorgen.
Fördermöglichkeiten für Balkonkraftwerke
Obwohl es keine spezifischen bundesweiten Subventionen für Balkonkraftwerke gibt, entfällt seit 2023 die Umsatzsteuer auf den Kauf solcher Anlagen. Lokale Förderprogramme variieren stark:
Regionale Förderungen
Einige Städte wie Freiburg und Düsseldorf bieten finanzielle Unterstützung, die von der Übernahme der Installationskosten für notwendige Anschlüsse bis zu beträchtlichen Zuschüssen reichen kann.
EEG-Einspeisevergütung
Trotz der allgemeinen Reduzierung der Einspeisevergütungen gemäß dem Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) ist es immer noch möglich, für nicht selbst genutzten Strom eine Vergütung zu erhalten, obwohl der finanzielle Vorteil gering ist und nicht den Eigenverbrauch des Stroms übersteigt.
Anmeldung eines Balkonkraftwerks
Balkonkraftwerke über 600 Watt müssen offiziell bei der Bundesnetzagentur sowie beim zuständigen Netzbetreiber angemeldet werden. In Zukunft könnte der Anmeldeprozess durch eine zentralisierte Registrierung bei der Bundesnetzagentur vereinfacht werden.
Was passiert bei Nichtanmeldung?
Das Unterlassen der Anmeldung eines Balkonkraftwerks kann zu Bußgeldern führen, besonders wenn eine EEG-Vergütung beansprucht wird. Zukünftig wird eine Frist von einem Monat nach Inbetriebnahme für die Anmeldung vorgegeben.
Wirtschaftlichkeit eines Balkonkraftwerks
Die Amortisation eines Balkonkraftwerks hängt stark von dessen Größe und der Nutzung im Haushalt ab. Während die Anschaffungskosten für eine Anlage mit zwei Modulen und 600 Watt theoretisch innerhalb von fünf Jahren amortisiert sein könnten, sind praktische Gegebenheiten wie geringere Sonneneinstrahlung abends und zusätzliche Installationskosten zu berücksichtigen.
Wann lohnt sich ein Balkonkraftwerk?
- Ideal für: Personen, die oft zu Hause sind, in sonnenreichen Regionen leben, und die Möglichkeit haben, das Balkonkraftwerk optimal auszurichten.
- Weniger geeignet für: Personen, die hohe Installationskosten nicht selbst tragen können, selten zu Hause sind, und in Gebieten mit geringer Sonneneinstrahlung leben.